Arabica oder Robusta, schokoladig oder fruchtig, mild oder intensiv – und sind Fair Trade Kaffeesorten und Bio-Kaffeebohnen tatsächlich so viel besser als die Konkurrenz? Beim Kauf von Bohnen müssen Kaffeegenießer viele Entscheidungen treffen und dabei ist es gar nicht so einfach zu erkennen, welche Bohnen sich geschmacklich lohnen.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass die industrielle Kaffeemaschinerie mit undurchsichtigen Siegeln, unverständlichen Marketing-Begriffen und fragwürdigen Testberichten arbeitet. In diesem Überblick zeigen wir Ihnen, was hinter verschiedenen Fachbegriffen steckt und wie Sie ohne Verkostung stets die richtigen Kaffeebohnen für Ihren Kaffeekocher, Siebträger oder Kaffeevollautomaten finden können.
Neben der konkreten Kaufempfehlung verraten wir Ihnen, welche Kriterien – von Herkunft bis zur Röstung – bei der Wahl der Bohnen entscheidend sind. Darüber hinaus erfahren Sie, welcher Kaffee sich für Ihre bevorzugte Zubereitungsart am besten eignet und wie Sie Ihre Kaffeebohnen bestmöglich aufbewahren.
Inhaltsverzeichnis
- Unsere Testkriterien: Was macht sehr gute Kaffeebohnen aus?
- Kaffeebohnen vs. Espressobohnen: Eine besondere Kaffeesorte – oder wo liegt der Unterschied?
- Kaffeebohnen für Vollautomaten im Test: Unsere Empfehlung
- Besonderheiten von Kaffeebohnen verstehen: Welche Merkmale sind für den Geschmack entscheidend?
- Filtermaschine, Handfilter & French Press: Kaffeebohnen für Filterkaffee wählen
- Tipps zum Mahlen & Aufbewahren: Damit Kaffeebohnen lange frisch bleiben
- Kaffeebohnen aus dem Discounter & Supermarkt: Preiswert & fair gehandelt – oder alles nur geschummelt?
- Kaffeebohnen Tchibo & Kaffeebohnen Starbucks: Schwarze Schafe im weißen Gewand
- Kaffeebohnen von Vollautomaten-Herstellern: Gute Wahl?
- Andere Testberichte & Testsieger: Wer ist vertrauenswürdig?
- Beste Alternative für Konsumenten: Wo können Sie Ihren Kaffee kaufen?
- Eine Kaffeebohne wie jede andere: Nur Sie haben die Wahl, wen Sie mit Ihrem Kauf unterstützen
Unsere Testkriterien: Was macht sehr gute Kaffeebohnen aus?
Im Gegensatz zu unserem Kaffeevollautomaten Test 2024 ist es bei Kaffeebohnen deutlich schwieriger, eine allgemeingültige Bewertung abzugeben. Schließlich geht es bei Bohnen und dem daraus resultierenden Getränk immer um persönliche Vorlieben.
Beim Geschmack können Sie zwar Merkmale wie Aroma, Sensorik, Kaffeestärke und Säure, Röstungs- oder Zubereitungsmethode einigermaßen objektiv miteinander vergleichen. Wenn Sie gute Kaffeebohnen suchen, müssen Sie beim Kauf jedoch auch die wichtigsten Aspekte der Kaffeeproduktion berücksichtigen:
- Herkunft der Kaffeebohnen & Transparenz des Herstellers
- Bedingungen & Fairness der Produktionskette
- Nachhaltiges Handeln beim Anbau
Für die Beurteilung von Kaffeebohnen-Qualität sind diese Faktoren grundlegend. Nicht nur garantieren sie den Genuss von Kaffee ohne schlechtes Gewissen, sondern haben sogar unmittelbare Auswirkungen auf den Geschmack des Kaffees. Eins dürfen Sie nicht vergessen: Kaffee ist ein Luxusartikel, der für uns am anderen Ende der Welt angebaut wird.
Transparenz beim Anbau: Warum ist die Herkunft der Bohnen wichtig?
Wenn Sie im Handel eine Packung Kaffee für fünf Euro im Angebot sehen, müssen Sie sich immer fragen, wie solche Preise zustande kommen können. Bekannterweise gehören zur Produktion von Kaffee viele aufwendige Verarbeitungsschritte dazu: Anbau, Ernte, Trocknung, Röstung, Transport, Verpackung usw.
Gleichzeitig verdienen Großkonzerne von billigen Bohnen eine ganze Menge Geld. Doch wie kann eine solche Rechnung aufgehen und wer zahlt den echten Preis der Bohnen? Leider sind es meistens die Farmer, die auf dem Kaffeefeld unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen arbeiten und dabei weit unter der Armutsgrenze leben.
Vertrauenswürdige Hersteller haben dagegen nichts zu verheimlichen und legen ihre gesamte Produktions- und Lieferkette offen. So etwa wie unsere Kollegen von Coffeeness mit ihren aromatischen Vollautomaten Kaffeebohnen aus Brasilien, die vorbildlich ihre gesamte Produktions- und Lieferkette preisgeben.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Coffeeness Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Folgende Angaben zum Ursprung der Kaffeebohnen sollten Sie direkt auf der Verpackung oder zumindest auf der Webseite des Herstellers finden:
- Herkunftsland: Konkrete Angaben aller Ursprungsländer, aus denen der Kaffee stammt, nicht nur ein Sammelbegriff wie Südamerika
- Herkunftsort: Name der Plantage, Standort & Kooperative, mit optionaler Angabe der Höhenmeter
- Handelsweg: Transparente Information zur gesamten Beschaffungsstruktur (im Idealfall Direkthandel). Darüber hinaus erkennen Sie gute Bohnen auch daran, dass der Hersteller ebenfalls die Einzelheiten zur Sorte, Röstung und Aufbereitung nennt:
- Kaffeesorte & Varietät: Nicht nur die genaue Angabe der Bohnenart, sondern auch das Verhältnis von Arabica & Robusta Bohnen zueinander (am besten in Prozenten!)
- Aufbereitung: Verarbeitungsverfahren der vorliegenden Röstung (natural, washed, semi-washed)
- Empfehlung für die Kaffeezubereitung: Besten Zubereitungsarten aus der Sicht der Rösterei
- Geschmackliche Besonderheiten: Säure, Aroma, Intensität, Körper
- Röstung & Röstgrad: Verschiedene Stufen von Light bis Dark Roast
- Röstdatum: Auf den Tag genaue Angabe der Herstellung, mit optionalem MHD
Statt auf Transparenz zu setzen, täuschen die Großkonzerne mit fachmännisch klingenden Floskeln wie „Premium“, oder „Barista Kaffeebohnen“ eine nicht vorhandene Qualität vor. Ein Werbespruch wie etwa auf der Packung des Sansibar Kaffees: „Arrangement aus erlesenen zentral- und südamerikanischen Kaffeebohnen“ – sagt letztendlich nichts Konkretes aus.
Ein weiteres Beispiel ist der Illy Kaffee Classico, welcher als „100% Arabica-Kaffeebohnen aus neun verschiedenen Provenienzen“ beworben wird. Genaue Angaben suchen wir hier vergeblich und dazu sind so viele verschiedene Ursprungsländer – ein Mischmasch aus verschiedenen Bohnen – definitiv kein Qualitätsmerkmal. Schauen Sie bitte genauer hin.
Fairness im Kaffeehandel: Woran sind echte Fairtrade Kaffeebohnen erkennbar?
Nur wenn die Kaffeebauern gerecht für ihre harte Arbeit entlohnt werden, ist ein Geschmackserlebnis ohne schlechtes Gewissen möglich. Bei verschiedenen Fair Trade Kaffee-Siegel müssen Sie jedoch ebenfalls aufpassen:
- Zahlreiche Siegel, z.B. wie bei „Rainforest Alliance“-Kaffeebohnen etwa von Ikea sind weder staatlich geprüft, noch offiziell anerkannt. Für solche Siegel gibt es auch keine allgemeingültige EU-Regulierung, daher können Hersteller im Grunde ausgedachte Siegel vergeben.
- Nicht anerkannte Industrie-Siegel wie etwa von Alnatura, Lavazza oder Tchibo sind eine beliebte Marketing-Methode, um dem Produkt mehr Legitimität zu verleihen. Verbraucher wissen nur selten, was einzelne Siegel bedeuten.
- Die offiziellen Fairtrade- und Bio-Siegel sind extrem teuer. Anbieter müssen einen Lizenzvertrag mit Fairtrade eingehen und zahlen eine Gebühr von 0,22 Euro pro Kilogramm – da kommt schnell viel zusammen. Kleine nachhaltige Betriebe können sich diese einfach nicht leisten, auch wenn sie den Anforderungen gerecht werden.
Anhand eines Siegels können Sie daher nicht erkennen, ob die Kaffeebohnen tatsächlich fair gehandelt sind. Stattdessen müssen Sie sich die konkrete Beschaffungskette anschauen und prüfen, wer an den Kaffeebohnen, in welchem Verhältnis und wie viel verdient. Will der Hersteller dies nicht verraten, werden Sie in diesem Fall kaum einen Fair Trade finden.
Derzeit ist der Direkthandel oder Direct Trade die einzige Alternative für den tatsächlich gerechten Kaffeemarkt. Weil es zwischen Kaffee-Plantagen und Kaffeeröster keine Zwischenhändler gibt, können die beteiligten Parteien unter fairen Arbeitsbedingungen gerecht bezahlt werden. Initiativen wie Quijote x GEPA beweisen, wie gut das klappen kann!
Nachhaltigkeit von Kaffee: Wie vertrauenswürdig sind Bio-Siegel?
Die industrielle Produktion von Kaffee sorgt nicht nur für Menschenrechtsverletzungen, sondern verursacht massive ökologische Probleme. „Bio zertifiziert“ hat dabei die gleichen Einschränkungen wie „fair gehandelt“. Das Geschäft mit Bio-Kaffeebohnen-Siegeln ist darauf ausgelegt, dem Kaffeeliebhaber so viel Geld wie möglich aus der Tasche zu ziehen.
Massenproduktion von „Bio-Kaffee“ von Tchibo, Rossmann, dm oder Alnatura kann sowieso nicht zu 100 Prozent aus der Bio-Ernte erfolgen. Selbst das offizielle Bio-Siegel regelt dabei nur den Einsatz der konventionellen Pestiziden, kann aber an den Grundbedingungen von Kaffeeanbau nichts ändern. Kleine Plantagen können sich Pestizide ohnehin nicht leisten.
Ob bio zertifiziert oder nicht, der Kaffeepflanzen-Anbau benötigt sehr viel Platz und extrem viel Wasser, wobei die empfindliche Pflanze auch vor Schädlingen geschützt werden muss. Bei der Nachhaltigkeit von Kaffee ist entscheidend, was Anbaugebiete und Produzenten unternehmen, um den schädlichen Umwelt-Effekt so gut wie möglich zu minimieren.
Aktivistische Kooperativen wie Ocafi setzen dabei auf Strom aus Biogas, sparende Bewässerungsmethoden und Wiederaufforstung des umliegenden Regenwaldes. Hinter dem nichtssagenden und teuren Bio-Siegel müssen sie sich nicht verstecken. Die transparente Bemühung um mehr Nachhaltigkeit ist mehr wert als jedes Bio-Siegel.
Specialty Coffee: Bester Weg zu guten Kaffeebohnen!
Fairness, Transparenz und möglichst nachhaltiges Verhalten sind drei Grundprinzipien und Anforderungen der Specialty Coffee Association (SCA). Möchte eine Kaffeerösterei ihre Bohnenmischung als „Specialty Coffee“ auszeichnen, muss sie diesen gerecht werden. Dieser Bezeichnung können Sie bei der Wahl der Kaffeebohnen uneingeschränkt vertrauen.
Diese weltweite Organisation arbeitet mit zertifizierten Prüfern zusammen, die unter anderem die Herkunft, Produktion, Röstung und Geschmack von Kaffeebohnen testen. Nach dem aufwändigen Verfahren, welches den gesamten Kreislauf der Kaffeefrucht berücksichtigt, werden für alle Kaffeebohnen im Test Punkte vergeben.
Nur Bohnen mit mehr als 80 (von 100) Punkten, wie etwa von der Ersten Tegernseer Kaffeerösterei, dürfen sich „Specialty Coffee“ nennen. Solche ausgezeichnete Testergebnisse sind nur dann möglich, wenn ein Hersteller für hohe Qualität und Sorgfältigkeit in allen Bereichen der Kaffeeproduktion sorgt.
Kaffeebohnen vs. Espressobohnen: Eine besondere Kaffeesorte – oder wo liegt der Unterschied?
In der klassischen Barista-Ausbildung ist der Unterschied zwischen Kaffeebohnen für Kaffee und Kaffeebohnen für Espresso ganz klar anhand der Röstung definiert:
- Für klassischen Filterkaffee aus Handfilter oder Maschine wurden Arabica-Bohnen heller geröstet, sodass sie ein klares Röstprofil und wenig Säure bekommen.
- Für den intensiven und kräftigen Espresso aus dem Siebträger wurden die Arabica-Bohnen extra dunkler geröstet und mit einem Robusta-Anteil vermengt.
Bis auf die Beimischung von Robusta bei der Röstung spielt für den so genannten „Espresso Dark Roast“ die konkrete Kaffeebohnensorte keine große Rolle. In der Regel entscheidet die Röstung den Verwendungszweck, was auch heute noch häufig gilt. Inzwischen ist die Diskussion rund um Espresso-Kaffeebohnen dennoch deutlich komplexer geworden.
Auf dem Markt gibt es helle Espressobohnen, die geschmacklich beinahe dem Filterkaffee ähneln. Robusta Bohnen spielen bei der Zubereitung von Espresso immer größere Rolle und dürfen sogar mit Erfolg alleine auftreten – wie etwa bei hervorragenden Bohnen von Huber.
Omniroast-Empfehlung: Beliebte Röstungen für jeden Anlass
Zu aktuellen Kaffeetrends gehört auch, dass viele Röstungen einen solchen Röstgrad und Geschmack besitzen, dass sie sich gleichermaßen für Espresso und Kaffee eignen. Dabei handelt es sich meistens um milde Kaffeebohnen mit wenig Säure und süßen Aromen.
Über den Röstgrad – hell bis dunkel – können dieselben Bohnen auf die Zubereitung angepasst werden. Pachamama Kaffeebohnen der Martermühle Kaffeerösterei, Boa Vista oder La Cristalina Bohnen der Schön Kaffee Rösterei sind als Filter- oder Espresso-Röstung erhältlich.
Weiteren Omniroast-Klassiker liefert der Flying Roaster aus Berlin mit seiner Kaffeemischung Fire Finch aus Äthiopien. Dank dem mittleren Röstgrad wird hier der klassische Espresso-Geschmack (cremig und schokoladig) mit Filter-Aromen (fruchtig, leicht säurehaltig) vermischt. Das Ergebnis: Bester Bohnenkaffee für alle Zubereitungsarten!
Kaffeebohnen für Vollautomaten im Test: Unsere Empfehlung
Die Beliebtheit von Kaffeevollautomaten hat in den letzten Jahren stark zugenommen – und das aus einem guten Grund. Während mit einer Kaffeemaschine nur schwarzer Kaffee zubereitet werden kann, kann ein Vollautomat Sie mit verschiedenen Kaffeespezialitäten verwöhnen. Im Gegensatz zum Siebträger ist er dazu auch noch sehr einfach zu bedienen.
Geschmacklich ist er näher an einer Espressomaschine als an einer Filtermaschine, weil ein Kaffeevollautomat ähnlich wie Siebträger mit Hilfe eines Druckverfahrens arbeitet. Aufgrund seiner Bauweise kann er dennoch nicht den gleichen Druck wie eine Siebträgermaschine erzeugen, was sich auf den Geschmack von Kaffee und Espresso auswirkt.
Kaffeevollautomaten zeichnen sich daher durch geschmackliche Besonderheiten aus, die mit darauf abgestimmten Kaffeebohnen am besten zur Geltung kommen. Kaffeebohnen mit einer Nuss- und Schokonote sind besser geeignet als eine fruchtige Bohnenmischung. Vor allem, wenn Sie gern Latte Macchiato oder Cappuccino trinken.
Folgende Eigenschaften sind bei guten Kaffeevollautomaten-Kaffeebohnen wichtig:
- Espresso-Kaffeebohnen: Bohnen ab einem mittleren Röstgrad
- Keine oder nur wenige Bitterstoffe: Entstehen, wenn Kaffeebohnen zu dunkel geröstet werden, was bei den meisten Industrie-Sorten der Fall ist
- Süßes Kaffeearoma: Aromen wie Schokolade, Nuss, Kakao, Karamell oder brauner Zucker stehen im Vordergrund, betont von einem Hauch von Frucht-Aromen
- Säurearm im Geschmacksprofil: Zitrone sollte höchstens als Frische-Kick im Nachgeschmack statt als dominantes Aroma vorliegen
Wenn Sie ganze Kaffeebohnen für einen Vollautomaten kaufen möchten, achten Sie auf die vom Röster oder etwa von Online Shops empfohlenen Zubereitungsarten. Ist in der Beschreibung explizit „Kaffeebohnen für Vollautomaten“ angegeben, sind sowohl die Bohnensorte als auch das Röstaroma speziell auf den Vollautomaten ausgelegt.
Diese Vollautomaten-Kaffeebohnen gehören zu unseren Favoriten:
- Bohnensorten Klassik (samtige Nuss und Schokoladen-Note) & Kräftig (Aromen von dunklem Karamell für besonders intensiven Kaffeegenuss) von Coffeeness
- Peruanischer Quietsch-Otter Kaffee von Quijote Kaffee als gelungener Vollautomaten-Allrounder
- Panamericana Kaffee als Espresso-Mischung aus Brasilien, Ecuador und Peru von Elephant Beans
- Brasilianische Espresso-Mischung und Kaffeemessen-Liebling Lowrider von backyard coffee
Können Sie den Kaffeevollautomat nicht als Empfehlung auf der Packung finden, können Sie solche Bohnensorten und Röstungen nehmen, die für Siebträgermaschinen gedacht sind. Weitere gute Alternativen sind verschiedene Omniroasts etwa wie die bereits erwähnten Kaffeesorten der Flying Roaster oder der Martermühle Kaffeerösterei.
Koffeinfreie Bohnen im Vollautomaten: Kaffeegenuss ohne Koffein möglich?
Abends einen Espresso trinken und trotzdem ohne Probleme einschlafen: Eine Traumvorstellung oder mit entkoffeinierten Kaffeebohnen tatsächlich möglich? Lange galten Kaffeebohnen ohne Koffein als nicht gerade schmackhaft und dafür voller fragwürdiger Inhaltsstoffe. Teilweise ist diese Bewertung auch berechtigt, vor allem beim Industriekaffee.
Um eine Kaffeebohne ohne Koffeingehalt zu erhalten, werden häufig aufwändige Verfahren und Zusatzstoffe wie beispielsweise Dichlormethan eingesetzt. Wenn Sie entkoffeinierte Kaffeebohnen suchen, gibt es erfreulicherweise inzwischen moderne Alternativen, die wir uneingeschränkt empfehlen können.
Bei den Specialty Coffee Anbieter wie 19grams oder The Barn bekommen Sie entkoffeinierte Arabica Bohnen, die absolut unbedenklich sind und schmecken. Im Vergleich zu herkömmlichen Kaffeebohnen sind Espresso und Kaffee ohne Koffein zwar geschmacklich immer sanfter, diese sind aber dennoch aromatisch und facettenreich.
Außerdem können Sie zu Arabica Bohnen der Varietät Laurina greifen. Diese Kaffeebohne hat von Natur aus einen geringen Koffeingehalt und kann beim Rösten trotzdem eine gute Intensität entfalten.
Besonderheiten von Kaffeebohnen verstehen: Welche Merkmale sind für den Geschmack entscheidend?
Dank Marketing-Begriffen wie „Premium Kaffee“, „Caffè Crema“ oder „Barista Kaffeebohnen“ ist es nicht verwunderlich, dass Verbraucher bei der Kaffeebohnen-Auswahl so verwirrt sind. Diese haben mit dem Geschmack des Kaffees nichts zu tun und können beim Kauf ignoriert werden – genau wie Hersteller, die Ihnen damit minderwertige Qualität verkaufen wollen.
Stattdessen sind Sie besser beraten, sich mit den Eigenschaften von verschiedenen Kaffeebohnen auseinanderzusetzen. Bei vernünftigen Kaffeesorten wird Ihnen ein Blick auf die Aromaverpackung mit Informationen zum Röstgrad, Herkunft, Aroma oder Säure einiges über den Geschmack verraten. Wir zeigen Ihnen, worauf es dabei ankommt.
Herkunft & Persönlichkeit der Kaffeebohnen: Landestypische Aromen im Vergleich
Grundsätzlich bestimmt die Herkunft der Kaffeekirsche auch die geschmackliche Charakteristik der dort angebauten Kaffeebohnen, so ähnlich wie bei Wein oder Tabak. Das bedeutet gleichzeitig nicht, dass jede Kaffeebohne aus einem spezifischen Anbaugebiet unverändert gleichbleibend schmeckt.
Alleine in Brasilien verteilen sich die Kaffeeplantagen auf rund zwei Millionen Hektar Land. Diese Flächen haben nicht nur verschiedene Böden und Höhenlagen, sondern dadurch auch unterschiedliche klimatische Bedingungen. Dazu kann es in einem Jahr häufiger oder stärker regnen als im nächsten, was die Kaffeebohnen geschmacklich ebenfalls beeinflusst.
Trotzdem können Sie anhand der Herkunft ablesen, mit welchen landesspezifischen Aromen Sie rechnen können:
- Kaffeebohnen aus Brasilien sind unter Kaffeeliebhaber aufgrund ihrer süßen Schokonote – wie etwa in der Klassik-Variante von coffeeness – äußerst beliebt. Vom Markt sind brasilianische Bohnen deswegen zurecht nicht mehr wegzudenken.
- Kaffeebohnen aus Äthiopien sind besonders hell, fruchtig und blumig. Zum Ausprobieren eignen sich zahlreiche Sorten der Wild Grouse Coffee Rösterei. Wenn Sie es klassisch-schokoladig mit Frucht und ein wenig Säure mögen, schauen Sie die Bohnen aus der Sidamo-Region an, z.B. von der Martermühle Rösterei.
- Kaffeebohnen aus Kenia schaffen es, den fruchtig-süßen Kaffee-Style mit warmen Tee-Noten zu verbinden. Das Ergebnis, wie beim Mehrwert Kushukuru Kaffee, ist ein ganz besonderes Geschmackserlebnis.
- Kaffeebohnen aus Kolumbien überzeugen mit einer guten Balance aus Frucht, süßen Noten und hoher Intensität. Hervorragende Vertreter sind La Cristalina Bohnen von Schön Kaffee oder Kajüte von Leuchtfeuer Coffee.
- Kaffeebohnen aus Guatemala sind kräftig und würzig, weswegen sie in einer Bohnen-Mischung die schokoladigen Sorten gut ergänzen. Bei der Kaffeebohnen-Röstung Bombita von Bocca, einem Kaffeerösterei aus Niederlanden, klappt das hervorragend.
Werden Kaffeesorten verschiedener Herkunft zu einem Blend geröstet, entscheidet der Anteil der enthaltenen Sorten über den Geschmack. Allerdings sollten Sie in jedem Fall auch die Sensorik – das Geruchs- und Geschmacksprofil der Bohnen – zum Vergleich ziehen.
Verschiedene Varietäten: Unterarten von Arabica & Robusta Bohnen
Den Unterschied in der Zubereitung zwischen den Sorten Arabica und Robusta haben wir uns bereits angeschaut. Weniger bekannt ist dagegen, dass Arabica Kaffee und Robusta Kaffee auf zahlreiche Unterarten oder so genannte Varietäten aufgeteilt sind. Je nach Herkunft und Anbau können diese Variäteten eigene Charaktermerkmale, Inhaltsstoffe und Geschmack entwickeln.
Die Beschäftigung mit den Unterarten ist vor allem für Kaffee-Experten oder Baristi sehr spannend. Allerdings ist die Welt der Varietäten recht komplex und spielt für eine Zubereitung zu Hause eher eine kleine Rolle. Bei Angaben zum Aroma, Geschmack und Säure können Sie daher ruhig der Empfehlung von Kaffeeröstereien vertrauen.
Aufbereitung der Kaffeebohnen: Natural, washed & semi washed
Mit der Aufbereitung der Kaffeebohnen ist ein Verfahren gemeint, um die Kaffeebohne aus der Kaffeekirsche zu lösen und sie von ihrem Fruchtfleisch zu befreien. Die Art der Verarbeitung kann auch die Qualität von Kaffee beeinflussen. Durch die Aufbereitungsart werden verschiedene Aromen der Kaffeebohnen unterschiedlich stark herausgearbeitet:
- Natural oder Trockenaufbereitung: Kaffeebohnen werden draußen an der Sonne getrocknet und entwickeln dadurch süße, fruchtige und komplexe Noten.
- Washed oder Nassaufbereitung: Kaffeebohnen werden vor dem Trocknen fermentiert und mit Wasser gewaschen. Sie entwickeln dadurch einen intensiven und sehr klaren Kaffeestil.
- Pulped Natural, Semi-Washed oder halbtrockene Aufbereitung: Ein Hybridverfahren, bei dem die Kaffeebohnen kürzer getrocknet werden. Kaffeebohnen können dadurch sehr vielseitig schmecken: sowohl vollmundig und süß als auch intensiv.
Bezeichnung | Bedeutung bzw. Verfahren | Aroma | Typisch für diese Herkunftsländer | Kaffeesorten als Beispiel |
---|---|---|---|---|
washed fully washed wet process | Nassaufbereitung: Kaffeekirschen werden fermentiert, gewaschen & erst dann getrocknet. | Intensiv, kräftig, körperreich, ausgeprägter Kaffeestil | Brasilien bzw. lateinamerik. Hochland | Huber Espresso |
natural | Trockenaufbereitung: Kaffeefrucht wird draußen getrocknet & dabei mehrmals gewendet. | Süß, fruchtig, blumig, komplex | Äthiopien bzw. Ostafrika | Wood Grouse Burtukaana |
pulped natural semi washed honey processed | halbtrockene Bohnenaufbereitung: Hybridverfahren mit kürzerer Trockenphase | Ein Mix der beiden, würzig, vollmundig, süß usw. | Costa Rica | Limu von Coffee Circle |
Generell ist eine Aufbereitungsart von Kaffee nicht unbedingt besser als die andere und spielt vor allem eine Rolle, um einen passenden Röstgrad beim Röstvorgang zu wählen. Im Zusammenspiel mit dem Anbaugebiet bestimmt die gewählte Aufbereitung nicht nur die am besten geeignete Röstung, sondern auch den Grundgeschmack von Kaffee und Espresso.
Körper, Säure & Stärke: Drei Säulen der Kaffeebohnen-Bewertung
Die mit Abstand schwierigste Aufgabe beim Bewerten von Kaffeebohnen besteht darin, den Geschmack von einzelnen Sorten nachvollziehbar zu beschreiben. Welche Kaffeesorten Sie am liebsten trinken, hängt in erster Linie von Ihren persönlichen Vorlieben ab, daher ist eine universelle Empfehlung ohnehin nicht möglich.
Die Beschreibung auf der Verpackung oder in Online-Shops hilft Ihnen jedoch dabei, das Aroma von unterschiedlichen Sorten besser einzuordnen. Dafür setzen viele Röstereien auf eine Bohnen-Skala, mit der sie ihren Kunden zeigen können, ob die Bohnen eher mild oder kräftig und säurearm oder spritzig sind.
Zusätzlich wird mit Begriffen wie „samtig“ oder „cremig“ das sensorische Geschmacks- und Geruchsprofil der Kaffeebohnen erfasst. Für einen Vergleich sind solche Skalen unabdingbar. Allerdings sind sie nicht standardisiert: So gibt es Bewertungen auf Fünf-Bohnen- oder Vier-Bohnen-Skala – oder die Werte werden nur in Worten beschrieben.
Ganz unabhängig von der konkreten Art der Bohnen-Skala, anhand der typischen Eigenschaften von Bohnen können Sie das generelle Geschmacksprofil einer Sorte ablesen:
- Körper: Geschmackliches Zusammenspiel von Röstgrad, Aromen, Cremigkeit und Intensität. Beschreibt den Geschmacks- und Geruchseindruck von Kaffeebohnen. Guter Espresso kann einen „vollen“ Körper haben, während ein guter Filterkaffee „schlanker und leichter“ schmecken kann.
- Stärke: Wird meistens auf einer Bohren-Skala angegeben. Je länger eine Bohnensorte geröstet wird, desto stärker ist der Kaffee. Eine dunkle Röstung ist generell kräftiger und vollmundiger, hat also mehr Stärke als eine hell geröstete Kaffeebohne.
- Säure: Häufig im Sinne der Bitterkeit missverstanden, beschreibt es vielmehr, ob der Kaffee frisch und spritzig oder umgekehrt säurearm und süß schmeckt. Eine angenehme Säure mit fruchtigen Noten kann in einer hellen Röstung als Filterkaffee sehr gut funktionieren und ist eine reine Geschmackssache.
Typischer Irrtum ist dabei, dass die Säure im Kaffee bitter und ungesund ist. Damit ist meistens aber die Chlorogensäure gemeint, nur eine der 40 Säuren, die im Säureprofil von Kaffee enthalten sind. Wie auch bei anderen Genussmitteln ist hier die Menge der Chlorogensäure entscheidend.
Bei einer schonenden Röstung müssen Sie sich keine Sorgen machen, denn je langsamer Kaffee geröstet ist, desto weniger Chlorogensäure enthält er. Das ist ein weiterer Grund, warum Sie nicht zu dem schnell und heiß gerösteten Industriekaffee greifen sollten.
Sind Kaffeebohnen bereits gemahlen, wird auf der Packung meistens auch der Mahlgrad (von fein bis grob) sowie die dazu passende Zubereitungsart angegeben. Feine Mahlgrade eignen sich vor allem für Espresso und Siebträgermaschinen, gröberes Kaffeepulver – für den handgebrühten oder in der Filtermaschine zubereiteten Kaffee.
Filtermaschine, Handfilter & French Press: Kaffeebohnen für Filterkaffee wählen
War guter Filterkaffee früher nur mit sorgfältiger Handarbeit zu erreichen, steht die eine oder andere Kaffeemaschine dem Handfilter bei der Zubereitung inzwischen in nichts nach. Gute Geräte wie der Beem Basic Selection Pour Over oder der Moccamaster müssen sich in unserem Kaffeemaschinen-Test 2024 mit ihren überzeugenden Ergebnissen nicht verstecken.
Ob Sie nun einen Handfilter wie Hario V60, die Chemex oder eine Kaffeemaschine mit Mahlwerk verwenden, können Sie generell alle für Filter ausgezeichneten Bohnen wählen. Folgende Regeln sollten Sie vor dem Kaufen berücksichtigen, um den besten Geschmack für Ihre Zubereitungsmethode zu erzielen:
- Nur für Handfilter: Ausgeprägt fruchtige, blumige oder zitrus-lastige Röstungen können mit dieser Zubereitung ihr Aroma am besten entfalten. Für eine Kaffeemaschine, einen Kaffeevollautomaten oder gar Siebträgermaschinen ist solcher Röstkaffee einfach zu hell.
- Geeignet für jegliche Filter-Zubereitung: Bohnen mit Milchschokolade und süßen Fruchtaromen wie Weintraube oder Erdbeere sind perfekt für French Press, Handfilter, C3 Perkolator oder Filtermaschine.
- Nicht geeignet für Filter: Kaffeebohnen, die Aromen von Nuss, Nougat, Karamell oder ein ähnliches süßes Röstaroma in den Vordergrund stellen. Diese sind in einem Kaffeevollautomaten oder für Siebträgermaschinen besser aufgehoben, weil sie bei der Zubereitung mit dem Filter schnell bitter schmecken können.
Für den besten Kaffeegenuss wählen Sie also solche helle bis mittlere Röstungen für Ihre Filtermethode, die eine vollmilchige Schokolade mit roten Fruchtnoten verbinden.
Kleiner Tipp: Haben Sie zu Hause eine sehr günstige Filtermaschine, sollten die Bohnen dennoch nicht zu hell geröstet sein. Meistens sind solche Geräte nicht imstande, solche sehr feinen Aromen zu extrahieren, sodass dieser Kaffee dünn schmecken wird. Wählen Sie stattdessen Röstkaffee mit roten, süßen und fruchtigen Aromen.
Sonderfall French Press: Besonderheiten bei der Kaffeesorten-Wahl
Die French Press ist die einzige Zubereitungsart mit Filter, bei der Sie die gemahlenen Kaffeebohnen direkt im Wasser aufbrühen müssen. Für den Geschmack bedeutet es, dass alle vorhandenen Aromen herausgelöst werden, was gleichzeitig Vor- und Nachteile hat. Wählen Sie eine zu dominante oder kräftige Kaffeesorte, kann sie zu intensiv schmecken.
Stattdessen empfehlen wir Ihnen, auf mittlere Röstungen, die eher zu hell als dunkel sind, und milde Kaffeebohnensorten zu setzen. Kaffeesorten aus Panama und Venezuela mit diesen Eigenschaften sind in der Regel eine gute Wahl für die French Press.
Tipps zum Mahlen & Aufbewahren: Damit Kaffeebohnen lange frisch bleiben
Selbst die aromatischsten Kaffeebohnen verlieren mit der Zeit ihr Aroma. Umso schneller, wenn der Kaffee bereits gemahlen ist. Ganze Kaffeebohnen halten länger, daher sollte die Kaffeemühle direkt vorm Einsatz verwendet werden. Mahlen Sie dabei immer nur so viel, wie Sie sofort benötigen.
Zudem ist Kaffee ein grundsätzlich empfindliches Produkt: Licht, Luft, Feuchtigkeit, Hitze oder Kälte sollten Sie daher vermeiden. Nicht umsonst wird Kaffee nach dem Rösten in eine licht- und luftdichte Packung gefüllt.
Zu Hause sollten Sie folgendes bei der Aufbewahrung von Kaffeebohnen beachten:
- Im dunklen Schrank bei Zimmertemperatur lagern (auf keinen Fall im Kühlschrank!)
- Kaffeeverpackung luftdicht mit einem zusätzlichen Clip verschließen
- Eine Kaffeedose ist nicht immer sinnvoll, da sie viel Sauerstoff zulassen kann
- Nur ganze Kaffeebohnen kaufen, die Sie schnell aufbrauchen
- Immer als ganze Bohne lagern, erst bei Verbrauch mahlen
- Den Bohnenbehälter im Kaffeevollautomaten lieber häufiger frisch & in kleinen Portionen auffüllen statt auf einmal komplett befüllen
Der Grund dafür ist, dass Kaffee die Eigenschaft besitzt, andere Gerüche aus Ihrem Kühlschrank aufzunehmen. Das macht Kaffee zwar zu einem beliebten Hausmittel gegen schlechte Gerüche, muffiger Duft nach Käse oder Wurst hat aber in Ihrem Getränk nicht zu suchen.
Haltbarkeit von Kaffee: Wie lange bleibt die Röstung frisch?
Bei der Frage nach der Haltbarkeit von Kaffeebohnen müssen Sie zwischen der Mindesthaltbarkeit und dem Röstdatum unterscheiden. Für die Qualität des Kaffees ist das Röstdatum dabei wichtiger als das Mindesthaltbarkeitsdatum. Generell sind trocken und luftdicht gelagerte Kaffeebohnen auch nach Jahren für die Zubereitung geeignet.
Das Aroma ist jedoch zu diesem Zeitpunkt längst verflogen, weswegen ein solcher Kaffee aus alten Kaffeebohnen Ihnen einfach nicht mehr schmecken wird. Nach dem Rösten geben Kaffee- und Espressobohnen erstmal Kohlenstoffdioxid ab und müssen für ein paar Tage ruhen, bevor sie ihre Trinkreife erreicht haben.
Nach etwa vier Wochen entfalten Espressobohnen ihr maximales Aroma. Ab diesem Zeitpunkt beginnt der langsame, aber stetige Genussverfall. Eine gute Kaffeerösterei erkennen Sie unter anderem daran, dass sie ein genaues Röstdatum auf die Verpackung druckt.
Für die beste Kaffeequalität sollten Sie Ihre Kaffeebohnen daher im sinnvollen Abstand zum Röstdatum verbrauchen. Wenn Sie keine Lust haben, selber darauf zu achten, ist ein Kaffee-Abo von der Rösterei Ihres Vertrauens eine praktische Alternative.
Kaffeebohnen aus dem Discounter & Supermarkt: Preiswert & fair gehandelt – oder alles nur geschummelt?
Ganz gleich, ob Sie am liebsten bei Netto, Kaufland, Lidl, Aldi, Norma oder Edeka einkaufen, in unseren heimischen Supermärkten finden Sie eine Riesenauswahl an Kaffeebohnen. Darunter sind sowohl Eigenmarken wie „Tizio“ von Aldi Nord & Süd, „San Fabio“ von Penny oder „Bellarom“ von Lidl als auch Marktführer wie Eduscho oder Jacobs vertreten.
Doch selbst wenn zahlreiche Bio- und Premium Kaffee-Versprechungen auf der Packung gedruckt sind, gibt es zahlreiche Gründe, warum wir Ihnen von solchen Bohnen abraten. Die Wahrheit um das Massengeschäft mit dem beliebten Wachmacher ist dabei ebenso bitter wie der Geschmack der industriell überrösteten Kaffeebohnen.
Warum Sie keiner Marke wie Segafredo oder Rioba vertrauen dürfen, nur weil sie aus Italien kommen, wird deutlich, wenn wir uns ihre Verkaufsstrategien genauer anschauen. Und zwar vom Anbau auf den Plantagen, über die Röstverfahren bis zur Preisgestaltung.
Kleiner Spoiler: Nachhaltiges Handeln? Faire Vergütung? Ökologische Verantwortung übernehmen? Fehlanzeige! Möglichst hohe Gewinne zu erzielen ist das einzige, was für Hersteller wie Mövenpick und Co zählt. Am Ende ist es den Großkonzernen vollkommen egal, wem die gekaufte Mischung schadet und ob die Bohnen Ihnen überhaupt schmecken.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Wie viel dürfen ganze Kaffeebohnen kosten?
Laut der Statistik aus dem Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 16,4 Milliarden Euro mit dem Verkauf Kaffee erzielt. Monatlich importiert Deutschland fast 105 Tonnen Kaffeebohnen. Während jedoch in fast allen anderen Bereichen die Preise aufgrund der Inflation gestiegen sind, ist der Weltmarktpreis für Kaffee innerhalb eines Jahres um ca. 40 Prozent gesunken.
Gleichzeitig müssen Plantagen nicht nur mit Ernteausfällen durch den Klimawandel, sondern auch mit gestiegenen Wasser-, Energie- und Anbaukosten rechnen. Trotzdem können Unternehmen wie Lavazza ihre Umsätze nicht nur halten, sondern sogar um 17,6 Prozent steigern – und das, obwohl die Supermarktpreise gleich geblieben sind. Doch wie geht das?
Wie eine solche Rechnung aufgeht, schauen wir uns an einem konkreten Beispiel mal an. Ein Pfund Rohkaffee (ca. 0,45 Kilogramm) kostete im Januar 2023 um die 1,40 Euro. „Markus Bio-Kaffee“ von Aldi kostet derzeit 13,38 Euro, die klassische „Jacobs Krönung“ – 14,98 Euro und „Crema d’oro“ oder „Palazzo“ von Dallmayr – 15,98 Euro (je pro Kilo).
Diese durchschnittlichen 15 Euro, die solche Hersteller pro Kilogramm Kaffeebohnen bekommen, sind wie folgt aufgeteilt:
- Import (inkl. Zoll- & Transportkosten): 6,75 Euro
- Kaffeesteuer: 2,19 Euro
- Einzelhändler: 3,60 Euro
- Rösterei oder Großhändler: 2,70 Euro
- Plantagenbesitzer: 1,28 Euro
- Farmarbeiter: 0,77 Euro
Hätten wir uns Kaffee für unter 10 Euro wie „Ja!“ von Rewe, „gut und günstig“ von Edeka oder etwa „Lidl: Bellarom“ vorgenommen, würde das Ganze noch unerfreulicher aussehen. Für die Menschen, die für den Anbau zuständig sind, bleibt davon nicht viel übrig.
In der Großindustrie werden die Importeure und Konzerne zuerst bezahlt, bevor das übrig gebliebene Geld am Ende bei den Farmarbeitern ankommt. Je mehr Zwischenstationen in der gesamten Handelskette, desto geringer ist die Vergütung im Ursprungsland. Deswegen ist der Direkthandel auch der einzige Weg zur fairen Bezahlung der Arbeiter.
Dazu wollen die Produzenten von Aldi-Kaffee, Gala Eduscho oder etwa Lavazza Kaffeebohnen Ihnen folgende Fragen auch gar nicht beantworten:
- Aus welchem Anbau stammen die Bohnen?
- Unter welchen Bedingungen arbeiten Kaffeebauern, die ihre Kaffeebohnen zu Gala- oder Lidl-Preisen verkaufen?
- Welche Qualität hat der Roh-Kaffee & wie wurde dieser aufbereitet?
- Welche ökologischen Auswirkungen hat der konkrete Anbau? Wird etwas dagegen unternommen?
Konkrete Informationen über diesen Supermarkt Kaffee zu finden, ist dabei beinahe unmöglich. Stattdessen kommen alle paar Jahre Berichte in den Medien, wie Menschen unter den schlimmsten Bedingungen auf den Kaffeefeldern arbeiten. Oder wie viel Regenwald jährlich in Südamerika für den illegalen Kaffeeanbau abgeholzt wird, damit eine Packung Kaffee bei uns 3,50 Euro kosten kann.
Direkthandel: Nachvollziehbare & faire Vergütung für alle
Wenn Sie Ihren Kaffee mit gutem Gewissen genießen möchten, sollten Sie daher auf den direkten Handel setzen. Im Gegensatz zur Großindustrie wird dabei komplett auf Zwischenhändler verzichtet, weil die Direct-Trade-Röstereien ihre Bohnen direkt vom Erzeuger erwerben. Farmarbeiter können deswegen mit deutlich höheren Erlösen rechnen.
Die Endverbraucher können bei Direct Trade außerdem jederzeit überprüfen, wohin ihr Geld tatsächlich fließt. Die beteiligten Röstereien sind verpflichtet, einen ausführlichen Bericht über ihre Kostenstrukturen zu veröffentlichen.
Im Jahresbericht 2021 von Flying Roasters können Sie etwa nachlesen, dass diese Rösterei 6,11 Euro direkt an den Erzeuger bezahlt hat. Bei der Quijote Rösterei waren es laut ihrem Transparenzbericht 2021 sogar rund 7 Euro pro Kilo.
Coffeeness zahlt für den Rohkaffee seit ihrer transparenten Preisanpassung 2022 sogar stolze 8,20 Euro an die Kaffeeproduzenten – so sieht faire Bezahlung aus. Wie wir vorhin ausgerechnet haben, ist das ein gewaltiger Unterschied zu dem, was bei billigem Industrie-Kaffee rumkommt.
Industrielle Röstung: Bitterer Kaffee für höhere Gewinne
Ein weiteres Problem von Massen-produziertem Billigkaffee ist auch, dass der gesamte Herstellungsprozess von Kaffeepulver auf Kosteneffizient ausgelegt ist. Nicht umsonst wird Ihnen beim Discounter vor allem gemahlener Kaffee zu Schnäppchen-Preisen angeboten, weil Sie so nicht einmal überprüfen können, wie die Bohnen aussehen.
Großkonzerne setzen bei der Ernte aus Zeit- und Kostengründen auf maschinelles Pflücken. So landen auch unreife, überreife, kaputte und löchrige Kaffeebohnen, die bei der manuellen Handpflückung normalerweise ausgeschlossen werden, in der fertigen Industrie-Röstung. Dass eine solche Mischung nicht schmecken kann, ahnen Sie vermutlich bereits.
Beim Industriekaffee werden Kaffeebohnen in riesigen Röstanlagen mit Heißluftverfahren sehr starken Temperaturen ausgesetzt, um sie schnellstmöglich zu rösten. Anschließend werden sie in Eile abgekühlt, gemahlen und verpackt. Ganz nach dem Motto: Hauptsache zügig raus in die Regale.
Durch eine solche Verarbeitung werden die Bohnen zu stark geröstet, was mehr Bitterstoffe und solche Schadstoffe wie Acrylamid freisetzt. Zugleich verlieren die Supermarkt-Bohnen dadurch viel Wasser. Das ist jedoch nicht gern gesehen, weil weniger Gewicht auch zu kleineren Gewinnen führt. Deswegen wird den Bohnen einfach extra Wasser zugegeben.
Das Ergebnis: Eine solche Verarbeitung wirkt sich natürlich negativ auf den Geschmack aus. Kaffeebohnen oder Kaffeepulver schmecken nach nichts und sind gleichzeitig viel zu bitter. Gerade wenn Sie einen guten Kaffeevollautomaten besitzen, für den Sie hunderte Euros bezahlt haben, ergibt es keinen Sinn, sich mit minderwertigen Bohnen zufriedenzugeben.
Single Origin als Verkaufsstrategie: Lassen Sie sich von Jacobs, Rewe, Tchibo & Co nicht täuschen
Als „Single Origin“ werden generell solche Kaffeebohnen bezeichnet, die aus einem Anbaugebiet stammen – und tatsächlich ist das eine gute Sache. Die Herkunft der Bohnen beeinflusst schließlich den geschmacklichen Charakter von Kaffeebohnen. Zudem kann dadurch leichter überprüft werden, unter welchen Bedingungen der Kaffee entstanden ist.
Unabhängige Röstereien, die viel Wert auf gute Qualität der Bohnen sowie nachhaltiges und faires Handeln setzen, haben häufiger Single-Origin-Kaffees in ihrem Sortiment. Gelungene Beispiele sind Arabica Bohnen aus der äthiopischen Sidamo-Region der Martermühle Rösterei oder APAS von Coffee Circle aus der Region Minas in Brasilien.
Leider ist dieser Begriff nicht geschützt und gehört zur Verschleierungstaktik der Großkonzerne, die Ihnen damit eine besondere Hochwertigkeit vorgaukeln wollen. Häufig werden unter diesem Begriff bei den Supermarkt-Kaffeebohnen ganze Länder und Regionen zusammengefasst. Dabei geht der eigentliche Sinn dieser Bezeichnung komplett verloren.
Bestimmt haben Sie das auch schon mal im Handel gesehen: Kiloweise Packungen in den Regalen von Rewe mit der Bezeichnung „Single Origin“ für 12 oder 13 Euro pro Kilo. Schauen wir uns bei den Herstellern nach, entdecken wir lediglich folgende Informationen zur Herkunft der Bohnen:
„Tropisches Klima ist eine Voraussetzung für ideale Anbaubedingungen von Kaffee. „Entdecke auch du dieses Aroma und begebe dich auf eine geschmackliche Reise in die Tropen.“
Bei Jacobs hat die Marketingabteilung offensichtlich Überstunden geschoben. Neben dem unnötig langen Namen der Bohnen sind „Tropen“ nun wirklich keine geografische Bezeichnung. Darunter kann sich also alles Mögliche verbergen.
„Dieser Kaffee (…) lässt Sie Brasiliens Sonne, Samba und Leidenschaft entdecken. Der brasilianische Kaffee gehört mit zu den besten Arabica-Sorten, da diese im sonnigen Hochland Brasiliens reifen.“
Diese Aussage ist mit zahlreichen Unstimmigkeiten gespickt. „Brasilianischer Kaffee“ ist schließlich keine Sorten- oder Varietät-Bezeichnung von Arabica-Bohnen. Dazu ist das riesengroße Land Brasilien als alleinige Herkunftsangabe überhaupt nicht aussagekräftig.
„Und wie alle unsere Privat Kaffees stammt auch der Costa Rica Limited natürlich aus Rainforest Alliance-zertifiziert nachhaltigem Anbau.“
Tchibo ist mit solchen Behauptungen das beste Beispiel dafür, wie Greenwashing funktioniert. Zuerst wird ein höchst umstrittenes Siegel – Rainforest Alliance – von der Industrie geschaffen und im nächsten Schritt wird damit geworben. Was nach Bio Kaffeebohnen klingt, ist eine Illusion, um Verkaufszahlen zu fördern.
„Zur Herstellung werden ausschließlich Arabicas aus Guatemala verwendet. Dort wird der Kaffee in unberührten Gebirgsregionen auf über 2.000 Metern Höhe angebaut.“
Illy setzt auf Unwissenheit des Konsumenten, denn ein unberührter Kaffeeanbau ist schlicht und einfach nicht möglich. Dazu fehlen jegliche konkrete Herkunftsangaben, die überprüfbar wären. Damit will die Marke Ihnen gutes Gewissen vermitteln, ohne jedoch tatsächlich die ökologische Verantwortung zu übernehmen.
Lassen Sie sich durch diese Verkaufsstrategien nicht täuschen. Nur wenn Sie auf der Verpackung konkrete Angaben zu einer spezifischen Region oder am besten einer Farm vorfinden, können Sie mit echtem Single Origin Kaffee rechnen.
Crema, Barista & Premium Kaffeebohnen: Was steckt dahinter?
Trendige Bezeichnungen wie Barista-Bohnen, Premium Kaffee oder Kaffeebohnen extra für Latte Macchiato oder Schümli sind beim Industriekaffee sehr beliebt. Wenngleich diese Begriffe eine besondere Profi-Hochwertigkeit vermitteln, werden Sie von jedem Kaffee-Experten belächelt.
Unterm Strich sind sie lediglich Füllwörter, ohne dass eine fachliche Bedeutung dahinter steckt:
- „Barista“- oder „Premium“-Editionen wie etwa von Jacobs sind eine reine Werbe-Erfindung und ergeben aus fachlicher Sicht keinen Sinn. Was soll diese Bezeichnung auch genau bedeuten? Von Baristi bevorzugt? Besondere Zubereitungsart? Eignung für Milchgetränke wie Cappuccino oder Latte Macchiato? Grundsätzlich gilt: Zwar empfehlen gute Röstereien eine Zubereitung für ihre Bohnen, wenn sie etwa besser im Kaffeevollautomaten zur Geltung kommen. Das hat aber nichts damit zu tun, ob der Kaffee nun schwarz oder mit Milch besser schmeckt – gute Bohnen sind immer für beides geeignet!
- Bei den „Caffé Crema“ Kaffeebohnen kommt bei uns sofort die Frage auf, warum diese Bohnen eine besondere Crema haben sollten. Dazu gibt es meistens keine Erklärung. Theoretisch könnte ein kleiner Robusta-Anteil für ein Crema wie etwa bei einem Espresso sorgen, doch häufig wird gleichzeitig mit „100 % Arabica“ geworben. Hier wird es noch verwirrender: Mit den vermeintlich hochwertigen Arabica Bohnen zu werben ist ebenfalls unsinnig. Bei unserem Robusta-Arabica-Unterschied haben wir bereits besprochen, dass Arabica und Robusta Bohnen sich in ihrem Einsatz unterscheiden. Robusta Bohnen sind nicht minderwertiger, sie sind einfach anders.
- „Trommelröstverfahren“ ist ein weiteres Schlagwort, das von Jacobs, Eilles & Co manchmal auf die Kaffeeverpackung gedruckt wird. Dabei müssen wir immer schmunzeln, denn dieser Begriff offenbart, dass alle anderen Bohnen der Marke in einer großen Röstmaschine tot-geröstet werden.
Alles in einem können Sie diesen ganzen Marketing-Unsinn beim Kauf der Bohnen ignorieren, denn mit der Qualität oder Eignung der Produkte hat es nichts zu tun. Bei gutem Kaffee finden Sie konkrete Daten zur Herkunft, Bohnensorte, Aufbereitung und Röstung – alles andere ist eine reine Augenwischerei.
Kaffeebohnen Tchibo & Kaffeebohnen Starbucks: Schwarze Schafe im weißen Gewand
In vielerlei Hinsicht sind Tchibo und Starbucks sehr unterschiedlich. Als größte Rösterei Deutschlands setzt Tchibo seit 1949 auf den traditionellen deutschen Kaffeegeschmack. Dagegen ist der amerikanische Kaffeegigant Starbucks aus Seattle mit seinen Pumpkin, Christmas oder White Chocolate Latte vor allem für trendige Kaffeespezialitäten bekannt.
Doch eins haben beide Unternehmen gemeinsam: Beide Marken verraten nichts über ihre Bezugsquellen oder die genaue Herkunft von ihrem Kaffee. Stattdessen werden Verbraucher mit sehr vagen und undurchschaubaren Aussagen abgespeist, bei denen die Produktionsbedingungen nicht nachvollziehbar sind.
Beim Fall Tchibo ist das besonders prekär:
- Obwohl das Unternehmen mit zertifizierten Bohnen wirbt, gibt es keine weiteren Informationen zum nachhaltigen Handeln. In den Supply Chain Transparency-Berichten der Marke taucht Kaffee überhaupt nicht auf.
- Ebenfalls ist der Tchibo Nachhaltigkeitsbericht, den wir uns einmal komplett vorgenommen haben, alles andere als transparent. Zwar wird dort auf viele Initiativen und Projekte, z.B. zum Aufbau einer Kindertagesstätte in Guatemala, hingewiesen, jedoch ohne jegliche Belege. Am Ende wird viel gesprochen, aber nichts gesagt.
- Tchibo positioniert sich zudem ausschließlich als Abnehmer, Röster und Verkäufer der Bohnen. Woher der Hersteller seine Arabica Bohnen konkret bezieht, wird nirgendwo erwähnt, auch über die Lieferanten ist nichts bekannt.
Bei Starbucks sieht es mit der Transparenz jedoch auch nicht besser aus:
- Seit 2013 besitzt das Unternehmen eine Kaffeefarm in Costa Rica. Dieser Standort mit seinem Gift Shop und Besucherzentrum scheint aber vielmehr eine Touristenattraktion zu sein. Über andere Kaffeeplantagen des Herstellers ist nichts bekannt. Konkrete Angaben zu Importmengen von Kaffee oder Einkaufsquellen werden ebenfalls nicht preisgegeben. Allein aufgrund der schieren Menge von Starbucks-Bohnen können sie unmöglich alle aus einer Plantage stammen.
- Die wenigen auf der Webseite genannten Nachhaltigkeitsinitiativen wie „100 Millionen krankheitsresistente Kaffeebäume“ wurden zuletzt 2018 aktualisiert. Das Schweigen sagt in diesem Fall wohl mehr als tausend Worte.
- Dazu kommt, dass es in den USA keine einheitlichen Mindestlöhne gibt und viele Mitarbeiter erst über Gewerkschaften soziale Leistungen bekommen können. Statt faire Verhandlungen mit den Gewerkschaften zu führen, wird bei Starbucks mit Entlassungen und Stundenkürzungen gedroht.
Unausweichlich müssen wir bei solchen Praktiken fragen: Wenn das Unternehmen so mit eigenen Barista umgeht, wie werden wohl Kaffeefarmer behandelt?
Tchibo und Starbucks sind aber nicht die einzigen, bei denen wir nicht überprüfen können, wie ihre gesamte Lieferkette aussieht. Leider gibt es auch andere Kaffeeketten wie Costa Coffee oder etwa McDonalds, die zu ihren Produktionsbedingungen lieber schweigen. Die Gründe dafür können wir nur vermuten…
Kaffeebohnen von Vollautomaten-Herstellern: Gute Wahl?
Bei unserem Kaffeevollautomaten-Test ist uns aufgefallen, dass viele Hersteller – mit Ausnahme von Krups, Philips und Saeco – eigene Arabica und Robusta Bohnen anbieten. An sich ist das auch gar nicht verkehrt, denn tendenziell müssten Produzenten von Kaffeevollautomaten wissen, welche Bohnen sich für ihre Geräte am besten eignen.
Einen richtigen Kaffeebohnen-Test haben wir mit diesen Bohnen noch nicht durchgeführt, weswegen wir über Aroma, Geruch oder etwa den Röstgrad nicht viel sagen können. Wir wollen uns dennoch anschauen, wie es um die Transparenz der Vollautomaten-Hersteller steht:
- Espressobohnen für Siemens Kaffeevollautomaten werden erfreulicherweise von der Coffee Circle Rösterei in Berlin geröstet. Eine schöne Zusammenarbeit, die vorbildlich alle Beteiligten der Bohnenproduktion transparent aufführt.
- Für Nivona Kaffeevollautomaten werden drei verschiedene Robusta- und Arabica-Bohnen-Mischungen angeboten. Besonders hervorzuheben ist der Robusta-Kaffee Nivona Torino, den wir bereits getestet haben und der uns extrem gut gefallen hat. Zum großen Teil stammen die Bohnen aus dem Direkthandel, so die Aussage auf einer Kaffeemesse. Mehr Informationen auf der Nivona-Webseite gibt es dazu leider nicht.
- Für Jura Kaffeevollautomaten gibt es inzwischen sogar echte Single Origin Kaffeesorten, die auf der Webseite mit genauen Angaben aufgeführt sind. Ob diese Transparenz sich auch im Geschmack widerspiegelt, wissen wir bisher nicht – und bedauerlicherweise wird die Vertrags-Rösterei dort nicht genannt.
- Unter den Melitta Kaffeevollautomaten gibt es viele Modelle, die uns immer wieder und aufs Neue überzeugen. Bei den Melitta Kaffeebohnen sieht es jedoch anders aus. Hier wird mit allen bekannten Tricks der Industrie gearbeitet und viel geschummelt. Von den 30 hauseigenen Sorten wird nur bei einer die genaue Herkunft aufgelistet.
- Für DeLonghi Kaffeevollautomaten wird sowohl ein eigener Espresso-Blend als auch Kaffee aus der DeLonghi-Kimbo-Kooperation verkauft. Enttäuschenderweise ist beim Kooperations-Kaffee nicht mal ein Herkunftsland angegeben: Italien ist schließlich kein Anbaugebiet!
- Extra für Miele Kaffeevollautomaten hat der Hersteller eine Bio-Röstung Miele Black Edition vorgesehen, die alle Kaffeespezialitäten abdecken soll. Doch trotz wortreicher Beschreibung der Marke, fällt kein einziges Wort zur Herkunft oder der zuständigen Rösterei.
Ob sich der Trend zu der eigenen Bohnensorte von Vollautomaten-Hersteller in der Zukunft noch stärker ausbreiten wird, können wir nicht sagen. Hoffentlich werden die Anbieter sich jedoch auch um eine nachhaltige und faire Produktion ihrer Kaffeebohnen bemühen.
Andere Testberichte & Testsieger: Wer ist vertrauenswürdig?
Ob gemahlener Kaffee oder ganze Bohnen, das Lieblingsgetränk der Deutschen taucht in zahlreichen Verbrauchersendungen oder Testberichten auf. Das Interesse an Kaffee und Espresso können wir grundsätzlich nur begrüßen, denn auch unser Team ist von diesem Thema seit vielen Jahren fasziniert.
Allerdings sind wir immer wieder darüber erstaunt, wie willkürlich, subjektiv oder gar industrie-nah die Untersuchungskriterien bei solchen Tests ausfallen. Daher wollen wir uns die bekanntesten Testberichte vornehmen und uns genau anschauen, welche davon wir Ihnen zum Nachschlagen empfehlen können.
Stiftung Warentest: Testsieger mit Industrie Approved-Siegel
Kaum eine andere Prüfinstanz hat in Deutschland so viel Ansehen wie die Stiftung Warentest. Zwar können wir nicht beurteilen, wie die Stiftung in anderen Bereichen testet, doch bei allen Kaffee-Themen sind für uns die Testergebnisse kaum nachvollziehbar.
Häufig haben die Tests methodische Schwächen, weswegen auch die Ergebnisse lückenhaft sind. Nehmen wir den Kaffeebohnen Test 1/2022 der Stiftung Warentest als Beispiel, fallen uns auf Anhieb zahlreiche Test-Schwächen auf:
- Probierset-Auswahl: Bei der Stiftung Warentest werden jedes Jahr die gleichen Kaffeebohnen-Sorten von denselben Industriegiganten getestet. Dabei werden 21 verschiedene Röstungen (für Kaffee oder Espresso) dummerweise gegeneinander getestet.
- Test- bzw. Expertenteam: Besteht aus nur fünf nicht namentlich genannten Personen, deren fachliche Eignung daher auch nicht geprüft werden kann. Die subjektive und nicht weiter aufgeschlüsselte Beurteilung dieser Experten macht 55 Prozent des Gesamturteils aus.
- Fragliche Zubereitung: Alle Bohnen werden mit der gleichen Werkseinstellung des Vollautomaten zubereitet. Dass verschiedene Röstungen unterschiedliche Zubereitung benötigen, erwähnen die „Warentest-Experten“ mit keinem Wort. Aber klar, bei den zu stark gerösteten Industriebohnen ist das eh egal…
- Faire Vergütung & Nachhaltigkeit spielen keine Rolle: Alleine aufgrund der Auswahl von getesteten Kaffeebohnen promotet die Stiftung vor allem die billige Bohne.
Viele Verbraucher wissen zudem nicht, dass die Stiftung Warentest zwar aus staatlichen Mitteln finanziert wird, aber die Nutzung ihrer Siegel für viel Geld an Unternehmen verkauft. Die finanzielle Abhängigkeit von der Industrie, die eine solche Instanz eigentlich prüfen soll, ist generell höchst problematisch. Die Testergebnisse sind daher insgesamt unbrauchbar.
Öko-Test: Erste Schritte in die richtige Richtung
Bei der Ökotest handelt es sich um eine Zeitschrift, die verschiedene Produkte vor allem auf Bio- und Nachhaltigkeitskriterien testet. Das Magazin gehört zwar über eine Drittfirma zur SPD, aufgrund des Vorgehens können wir zumindest keine direkte Industrieabhängigkeit wie bei der Stiftung Warentest feststellen.
Diese gegensätzliche Meinung zur Stiftung Warentest zeigt, dass vernünftige Testkriterien wichtig sind. So haben die meisten von der Stiftung gelobten Kaffeebohnen von Öko Test so schlecht abgeschnitten, weil sie alle Acrylamid-Spuren aufweisen und unter schlimmen Bedingungen produziert wurden. Damit ist das der erste Schritt in die richtige Richtung.
„Kassensturz“ von SRF: Warum überhaupt Kapselkaffee testen?
Grundsätzlich gibt es gar keinen Grund, warum Sie Kapselkaffee trinken sollten. Diese Erfindung ist nicht nur umweltschädlich und selten geschmacklich überzeugend, sondern auch noch hochpreisig. Daher verstehen wir generell nicht, warum eine Sendung überhaupt Kapselkaffee testet: „Kassensturz“ hätte es auch komplett sein lassen können.
Doch immerhin hat das SRF als Tester echte Fachexperten – nämlich die Kaffeemacher – engagiert. Vollkommen zu Recht gab es für alle zwölf Industriekaffees in Kapselform höchstens ein „genügend“ als Note. Schade nur, so auch die Kaffeemacher nach der Sendung, dass die Umweltproblematik in der Sendung nicht thematisiert wurde.
„Haushalts-Check“ von WDR: Überraschend umfassend!
Zufällig wurde in unserem Team die WDR-Sendung „Haushalts-Check“ mit Yvonne Willicks entdeckt, in der vordergründig Kaffeevollautomaten getestet werden. Zuerst werden drei Vollautomaten von normalen Verbrauchern mehrere Wochen getestet und danach mit den Experten ausführlich besprochen. Solche Sorgfältigkeit gefällt uns schon mal sehr gut.
Noch besser wird es ab Minute 24, wo die Moderatorin mit einem weiteren Experten darauf eingeht, welchen Einfluss die Kaffeebohnen auf den Geschmack des Kaffees haben. Dabei vergleichen sie drei typische Supermarkt-Kaffees mit den richtigen Röster-Kaffeebohnen von Moxxa.
Das Schöne an diesem Vergleich ist nicht mal, dass die Espressobohnen von Moxxa eindeutig zum Testsieger erklärt wurden, sondern wie die Experten insgesamt vorgehen. In der Sendung wird der Unterschied zwischen allen Kaffeebohnen genau erklärt und gezeigt, auch Marketingbegriffe werden auseinandergenommen. Bitte mehr solche Verbrauchertests.
Beste Alternative für Konsumenten: Wo können Sie Ihren Kaffee kaufen?
Wir haben bereits an vielen Stellen in diesem Kaffee-Ratgeber darüber gesprochen, warum wir Ihnen keine Kaffeebohnen aus dem Supermarkt empfehlen. Solche Bohnen sind geschmacklich ungenießbar und zudem auch schlecht für die Umwelt. Die gute Nachricht: Heutzutage haben Sie zahlreiche Alternativen zum Erwerb von erstklassigen Bohnen.
Viele Kaffeeröstereien haben entweder eigene Verkaufsläden oder arbeiten in Kooperationen mit Bäckereien, Cafés und anderen Läden in vielen Städten Deutschlands. Standortunabhängig können Sie in den eigenen Online-Shops der Röstereien bestellen und bekommen Ihren Kaffee frisch und unkompliziert nach Hause geliefert.
Außerdem gibt es spezielle Kaffeemarkplätze wie etwa roastmarket, wo verschiedene Röster Ihren Kaffee auf einer Online-Plattform anbieten können. Diese sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn ihre Legitimität ist in der Kaffee-Community höchst umstritten. Auf großen Marktplätzen sind viele Verkaufspraktiken einfach zu undurchsichtig.
Dazu müssen die dort vertretenen Röstereien häufig eine recht hohe Gebühr zahlen. Daher ist es meistens nur sinnvoll, auf einem Marktplatz zu kaufen, wenn die Rösterei keine eigene Webseite hat. Inzwischen bieten die meisten Röstereien sogar Probierpakete an, sodass Sie mehrere Sorten testen können.
Eine Kaffeebohne wie jede andere: Nur Sie haben die Wahl, wen Sie mit Ihrem Kauf unterstützen
Eins müssen wir immer wieder betonen: DIE beste Kaffeebohnensorte gibt es nicht, weil der Kaffeegeschmack individuell ist und auch von Ihrer bevorzugten Zubereitungsart abhängt. In unserem Kaffeebohnen-Test konnten wir Ihnen hoffentlich zeigen, wie Sie eine solche Sorte finden können, die Ihrer persönlichen Vorliebe entspricht.
Den Geschmack von Kaffeebohnen können Sie auf Basis von Aromen (Schoko, Karamell, Frucht), Säuren (säurearm oder frisch) oder Kaffeestärke (mild bis stark) bewerten. Doch auch die Herkunft der Bohnen, die spezifische Bohnensorte und -varietät sowie die Röstung beeinflussen, wie die Kaffeebohne am Ende in Ihrer Tasse schmeckt.
Für uns kann es keine guten Kaffeebohnen geben, ohne dass die Bedingungen in der Produktion und Fairness in der Handelskette stimmig sind. Kaffeebohnen, die auf Ausbeutung von Feldarbeitern basieren und zukünftige Umweltkatastrophen verantworten, können wir nicht mit gutem Gewissen empfehlen.
Unabhängige Anbieter wie Flying Roasters, Quijote, Martermühle oder Coffeeness bemühen sich um nachhaltigen Handel zu fairen Preisen für alle Beteiligten. Einfach gut schmeckende Kaffeebohnen mit Aroma und Persönlichkeit – und ganz ohne Marketing-Gebrabbel!
Was ist Ihnen beim Kauf von Kaffeebohnen wichtig? Haben Sie eine eigene Empfehlung, die Sie mit uns teilen möchten? Stimmen Sie uns bei unserer Kritik der Großindustrie zu oder haben Sie vielleicht noch mehr Fragen, auf die wir in weiteren Beiträgen eingehen sollten? Wir freuen uns auf Ihre Meinung in den Kommentaren!