Wie jetzt? Biologischer Kaffee und faire Arbeitsbedingungen interessieren Sie nicht die Bohne? Das glauben wir kaum, denn sonst wären Sie ja nicht hier.
Im Zuge der immer stärkeren Nachfrage nach grüneren Produkten wird nachhaltiger Kaffee in den letzten Jahren immer populärer und ist – hoffentlich –French Press bald in aller Munde! Dass die alltägliche Tasse nicht gerade zu den ressourcenschonendsten Angewohnheiten gehört, dürfte mittlerweile ebenfalls bekannt sein.
A coffee a day keeps the doctor away: Der tägliche Kaffee als Genussgut oder Grundnahrungsmittel?
A coffee a day keeps the doctor away: Der tägliche Kaffee als Genussgut oder Grundnahrungsmittel?
Unbeeindruckt von idealisierten Werbekampagnen wollen wir uns dem Thema Nachhaltigkeit abseits jeglicher Romantik annähern. Die besten Marken für Ihren Kaffee haben wir uns bereits in unserem Kaffeebohnen-Test 2025 genauer angesehen. Doch wie nachhaltig kann Kaffeeanbau überhaupt sein?
Inhaltsverzeichnis
Kaffeeproduktion: Kann Kaffee nachhaltig sein?
Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, orientieren wir uns zuerst stets an der CO2-Bilanz. Diese ist nicht nur von der Boden-Bewirtschaftung auf der Plantage abhängig, sondern steigt mit höherer Distanz immer weiter an.
Von der Plantage bis in die Tüte: Kaffee legt in der Regel weite Strecken zurück
Von der Plantage bis in die Tüte: Kaffee legt in der Regel weite Strecken zurück
Da klimatisch geeignete Flächen vor allem rund um den Äquator liegen, legt Ihre Kaffeebohne von Ruanda, Honduras oder Papua Neuguinea bis in Ihre Küche in Berlin einige tausend Kilometer zurück. Solange die Pflanzen nicht in Deutschland wachsen, kann es also gar keinen wirklich nachhaltigen Kaffee geben.
Die Ernte ist nach wie vor Handarbeit, da Kaffeepflanzen – besonders im gerne beworbenen Hochlandgebiet – nicht mit Landmaschinen geerntet werden können. Dazu kommt der enorme Wasserverbrauch, sowohl im Anbau als auch bei der Waschung der Rohkaffee-Kirschen vor dem Kaffeerösten.
Klein, aber oho: In dieser Tasse Kaffee steckt mehr Wasser als Sie denken!
Klein, aber oho: In dieser Tasse Kaffee steckt mehr Wasser als Sie denken!
Doch wie viel Liter Kaffee trinken die Deutschen im Jahr? Laut einer Studie des deutschen Kaffeeverbands liegt der aktuelle Pro-Kopf-Verbrauch bei rund 164 Liter im Jahr. Damit fallen für den Kaffeekonsum pro Person jährlich rund 100 Tonnen Wasser an – das entspricht zehn durchschnittlich dimensionierten Swimmingpools.
Definition: Was heißt nachhaltiger Kaffee?
Genau genommen steht Nachhaltigkeit für die Fähigkeit eines Systems, verbrauchte Ressourcen zu regenerieren, ohne dabei Schaden zu nehmen.
In unserem Wunschdenken klingt Nachhaltigkeit immer ein bisschen nach grüner Natur, fairen Arbeitsbedingungen und glücklichen Menschen, so weit das Auge reicht. Dabei ist beim derzeitigen Weltmarktpreis jeder Schritt für eine gesündere Umwelt nur eine Annäherung.
Außen grün, innen auch? Nachhaltigkeit wird immer mehr zum Marketing-Argument
Außen grün, innen auch? Nachhaltigkeit wird immer mehr zum Marketing-Argument
Neben der Produktion greifen noch weitere Faktoren wie Verarbeitung und Konsumenten ins gesamte Makrosystem der Produktion ein. Damit die gesamte Kaffeekette wirklich auf lange Sicht ressourcenschonend wird, müssten sich auch die dazugehörigen Sub-Systeme dementsprechend verändern.
Hier unterscheiden wir fünf Methoden der nachhaltigen Kaffeeproduktion:
Da Kaffee vorwiegend in Monokulturen wächst, haben sowohl Wasserhaushalt als auch der Einsatz von Pestiziden starke Auswirkungen auf das umliegende Ökosystem.
Um gegen Kinderarbeit und Ausbeutung vorzugehen, muss bei sämtlichen Zwischenschritten der Produktion Fairness an erster Stelle stehen.
Global Players beeinflussen mit stark gedrückten Preisen den Markt. Um Menschen in armen Ländern vor Raubbau zu schützen, muss der enorme Kostendruck entschärft werden.
Als lange Lieferkette wirkt sich die Verarbeitung der Bohnen nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf Zeit und weitere Folgekosten aus.
Große Kaffeemarken wie Tchibo übersättigen den Markt mit zahlreichen günstigen Optionen. Solange die Nachfrage den Preis bestimmt, ist unsere Auffassung von Kaffee als Genussmittel ausschlaggebend für die Zahlungsbereitschaft.
In unserem Supermarkt-Kaffeebohnen Test haben wir bereits einige Anwärter genauer unter die Lupe genommen, doch die Großkonzerne konnten uns bisher nicht überzeugen. Umso größer ist unsere Vorliebe zum Speciality Coffee mit fairen Arbeitsbedingungen. Welche Siegel und Zertifizierungen hier besonders wichtig sind, erfahren Sie jetzt!
Gütesiegel: Genuss mit gutem Gewissen?
Fairtrade-Siegel, Bio-Siegel oder doch lieber UTZ-Zertifikat? Es ist gar nicht so einfach, bei der Vielfalt an Kriterien den Überblick zu behalten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die meisten Zertifizierungen nur Teilbereiche der Nachhaltigkeit umfassen – so etwas wie ein übergreifendes Supersiegel könnte man aktuell auch gar nicht realistisch umsetzen.
Regelrecht zugepflastert: Wie sich große Kaffeemarken mit Siegeln schmücken
Regelrecht zugepflastert: Wie sich große Kaffeemarken mit Siegeln schmücken
Außerdem sind die meisten Unternehmenssiegel ohne externe Zertifizierung mit ihren Nachhaltigkeitsstandards von der Massenindustrie selbst vergeben. Die Einhaltung dieser selbst gesteckten Bedingungen ist damit nicht sonderlich überraschend.
Die bekanntesten Zertifizierungen haben wir hier für Sie zusammengefasst:
- „Ökologische Landwirtschaft“: Nachhaltig angebauter Bio-Kaffee von Farmern mit Fokus auf den Umweltbereich
- „Fairtrade & TransFair“: Fair gehandelter Kaffee mit Fairtrade Prämie sichert einen gerechten Mindestpreis und Löhne für Kleinbauern
- „Rainforest Alliance“: Gemeinnützige Organisation fürverantwortungsvollere Anbaupraktiken und effizienteren Umweltschutz
- „UTZ Certified“ (ab Dezember 2022 Teil der „Rainforest Alliance“): Siegel für besseren Zugang zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung vor Ort
- „4C“: Weltweit vertretenes Zertifizierungssystem „Common Code for the Coffee Community“ für den Schutz von Primärwäldern und den Einsatz neuer Technologien
Der beste Kaffee muss nicht nur schmecken, sondern auch soziale Standards erfüllen!
Der beste Kaffee muss nicht nur schmecken, sondern auch soziale Standards erfüllen!
Wirklich zuverlässig sind nur unabhängige Label und kleine Kaffeeproduzenten, zu denen Sie im besten Fall persönlich einen Bezug haben. Also am besten nur noch Bio-Fairtrade-Kaffee kaufen? Ganz so einfach ist es nicht.
Unserer Erfahrung nach gibt es zahlreiche kleine Produzenten, die sich gerade zu Beginn noch keine Zertifizierung leisten können. Immerhin müssen Siegel wie Fairtrade regelmäßig nach Abo-Modell erneuert und kostenpflichtig ausgestellt werden – ein klarer Startvorteil für große Marken mit Industriemacht!
Verantwortungsvolle Kaffeeproduzenten setzen statt puren Lippenbekenntnissen auf mehr Transparenz. Da sie nach eigenen Grundsätzen ausschließlich mit Bio-Bauern aus dem persönlichen Umfeld arbeiten, können sie sämtliche Zwischenschritte radikal offenlegen, ohne sich hinter irgendwelchen Siegeln verstecken zu müssen.
Wirklich nachhaltiger Kaffee für Vollautomaten 2025 hat zwar seinen Preis, dafür muss auch niemand draufzahlen. Klingt fair, oder?
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Coffeeness Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Anstatt auf einfache Absolution vonseiten der Kaffeegiganten zu hoffen, laden wir Sie also ein, selbst immer wieder kritisch zu hinterfragen, welche Kaffeesorten Ihre Anforderungen erfüllen. Weitere Alternativen finden Sie in unserem Kaffeebohnen-Test 2025.
Bleiben Sie achtsam: Bohne ist nicht gleich Bohne
Bleiben Sie achtsam: Bohne ist nicht gleich Bohne
Zubereitung: So können Sie nachhaltig Kaffee kochen
Nachhaltigkeit beginnt zwar in den Anbaugebieten, geht aber weit über die Produktionsbedingungen und Lieferketten hinaus. Vor allem in Bezug auf Verpackungsmüll und Energieaufwand können Sie selbst einiges zum Klimaschutz beitragen und nachhaltig Kaffee zubereiten.
- Filterkaffee: Solange Sie auf die richtige Dosierung achten, haben Filtermaschinen eine relativ gute Energie-Bilanz. Im Gegensatz zur Espressomaschine ist außerdem das Aufheizen von Wasser dank Durchlauferhitzer effizienter gestaltet. Noch umweltfreundlicher ist nur ein Handfilter in Kombination mit einem energieeffizienten Wasserkocher.
Fast schon meditativ: Der klassische Filterkaffee hat einige Vorzüge
Fast schon meditativ: Der klassische Filterkaffee hat einige Vorzüge
- French Press: Ähnlich schonend gestaltet sich die Verwendung einer klassischen French Press oder Mokkakanne mit relativ geringem Energieaufwand.
- Vollautomaten: Trinken Sie gerne portionsweise in größeren Mengen Kaffee, kann sich auch die Investition in einen Kaffeevollautomaten lohnen. Die besten Modelle haben wir für Sie in unserem Kaffeevollautomat Test genau unter die Lupe genommen!
Obwohl Kaffeekapseln dank optimaler Dosierung vergleichsweise wenig Wasser verbrauchen, schneiden sie in der Gesamtbewertung schlecht ab. Vor allem Aluminium als Grundmaterial bringt einen hohen CO2-Ausstoß, Schadstoffe und Müllberge mit sich.
Auf den Geschmack gekommen? Dann schauen Sie am besten gleich im nächsten Unverpackt-Laden in Ihrer Nähe vorbei. Dort finden Sie neben wiederverwendbaren Kaffee-to-go-Bechern meist verschiedenste Kaffeesorten zum Abfüllen. Entsorgen Sie die entstehenden Kaffeereste anschließend per Biomüll, ist Ihr Konsum wieder ein Stück umweltverträglicher geworden.
Mit losen Bohnen können Sie jede Menge Verpackung sparen
Mit losen Bohnen können Sie jede Menge Verpackung sparen
Transport: Wo wird Kaffee hergestellt?
Aufgrund der langen Lieferkette, kann Kaffeekonsum nicht vollkommen klimaneutral sein.
90 Prozent aller Transporte werden nach wie vor per Frachtschiff durchgeführt. Abgesehen von dem hohen CO2-Fußabdruck stoßen die Giganten massenhaft Schweröl aus, welches Luft und Gewässer bleibend verschmutzt.
Braunes Gold? Um in den Genuss dieses Aromas zu kommen, ist viel Energieaufwand notwendig
Braunes Gold? Um in den Genuss dieses Aromas zu kommen, ist viel Energieaufwand notwendig
Dennoch gibt es bereits zukunftsorientierte Ideen für einen annähernd emissionsfreien Transport. „Brigantes“, ein Startup aus Deutschland, bringt Fairtrade-Kaffee von Südamerika nach Europa – und das nur mit Segelschiffen! Die weitgereisten Bohnen können Sie bereits im Handel in den meisten Weltläden erwerben.
Fazit: Es gibt noch Hoffnung!
Trotz zahlreicher Initiativen sind wir von der optimalen Wertschöpfungskette derzeit noch meilenweit entfernt. Auf lange Sicht müssen sich alle Produktionsschritte ändern, damit Kaffeekonsum tatsächlich als nachhaltig bezeichnet werden kann.
Vom Anbau bis zur Röstung: Kaffeeanbau muss in allen Instanzen nachhaltiger werden
Vom Anbau bis zur Röstung: Kaffeeanbau muss in allen Instanzen nachhaltiger werden
Ein großer Teil der Verantwortung liegt dabei bei uns Konsumenten, da wir mit unserer Zahlungsbereitschaft die Preise und Rahmenbedingungen der Produktion stark beeinflussen können.
Fairness und ein verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt sollte komplett logisch sein, wenn wir und die kommenden Generationen noch die Ressourcen dieser Erde nutzen wollen. Dafür reicht es nicht aus, nur auf einen wiederverwendbaren Kaffee to go Becher zu setzen.
Bis wir dieses zugegebenermaßen hochgesteckte Ziel erreichen, müssen wir den Markt immer wieder kritisch hinterfragen und zukunftsorientierte Lösungen unterstützen – denn die gibt es allemal!
Wie stehen Sie zu Fairtrade und Co? Ist Ihnen Nachhaltigkeit beim Kaffee wichtig oder schauen Sie lieber auf den Preis? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!
Schreibe einen Kommentar