Wenn ein Hersteller von Kaffeevollautomaten die größte moderne Käufergruppe kategorisch ausschließt, wirkt das zunächst befremdlich auf uns. Vielleicht ist das der Grund, warum wir so lange gezögert haben, die Maschinen von Nivona zu testen.
Möchten Sie sich einen Nivona Kaffeevollautomaten nach Hause holen, führt kaum ein Weg am Fachhändler vorbei. Nur wenige Online-Shops haben die Geräte im Sortiment. Von Informationsvermittlung im Internet hält das Nürnberger Unternehmen auch nicht viel.
Wir haben auf einer Messe den Nivona CafeRomatica 769 mitgenommen und unter diesen Vorbehalten getestet. Der Vollautomat konnte sowohl im Funktions- als auch im Preisvergleich mit der Konkurrenz in unserem Kaffeevollautomat-Test 2024 mithalten. Er sollte nicht unser letzter Testkandidat aus dem Hause Nivona bleiben.
Beide beziehen ihre Bauteile vom selben Hersteller und sind von der Ausstattung her gleichwertig. Jura macht den besseren Kaffee, Nivona ist einfacher zu bedienen und zu reinigen.
Preis und Leistung sind sowohl in der 6er-Reihe als auch bei den 8er-Modellen sehr überzeugend. Der Nivona 825 glänzt mit Funktionalität, der Nivona 680 ist am ehesten mit der Konkurrenz vergleichbar.
Obwohl das Unternehmen seinen Sitz in Nürnberg hat, werden die Komponenten für die Geräte in der Schweiz von Eugster/Frismag gebaut. Der Hersteller baut auch für Jura, Melitta und andere große Namen.
Jeder Nivona Kaffeevollautomat hat ein Kegelmahlwerk aus Edelstahl.
Nivona ist ein Hersteller von Kaffeevollautomaten. In den Geräten sind dieselben Komponenten verbaut, die auch bekannte Hersteller wie Jura oder Melitta verwenden. Nivona setzt auf Exklusivität, daher können Sie die Geräte nur vereinzelt online kaufen.
Was bleibt nach den ausführlichen Tests der deutschen Geräte mit den Schweizer Bauteilen noch vom verstaubten Anti-Online-Image übrig? Wir verraten Ihnen schon vorweg: nicht viel. Die kinderleichte Bedienung, die hervorragenden Ergebnisse und das durchdachte Design der Maschinen hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Inhaltsverzeichnis
Das bietet jeder Nivona Kaffeevollautomat: Was zeichnet den Hersteller aus?
Nivona wurde 2005 von drei Nürnberger Unternehmern gegründet. Die Firma ist kein Hersteller, sondern lediglich Händler von Kaffeevollautomaten. Hergestellt wird jede einzelne Kaffeemaschine von Eugster/Frismag in der Schweiz.
Von dieser Firma haben Sie vielleicht noch nie gehört. Dennoch stehen die Chancen gut, dass sie schon einmal eine Brühgruppe, ein Mahlwerk, einen Bohnen- oder Milchbehälter von Eugster/Frismag in der Hand hatten. Sie finden diese Bauteile in Miele Kaffeevollautomaten genauso wie bei Jura.
Diese Grundausstattung bringt jeder Nivona Kaffeevollautomat mit
Die Basisausstattung jedes Nivona Geräts wirkt auf den ersten Blick etwas reduziert – besonders im Vergleich zu so manchem Kaffeevollautomaten aus der Siemens Familie:
- Edelstahl-Kegelmahlwerk
- Stufenlose Mahlgradeinstellung
- Kein integriertes Milchschaumsystem, sondern Cappuccinatore oder Milchschaumdüse
Sehen wir genauer hin, ist diese Liste allerdings sehr überzeugend. Vor allem die stufenlose Mahlgrad-Justierung finden Sie bei anderen Marken kaum.
Das integrierte Milchschaumsystem gehört ab einer gewissen Preisklasse eigentlich dazu. Aber egal, was auf der Rechnung steht: Wir finden den Cappuccinatore hygienischer und bequemer.
Vor- & Nachteile von Nivona Kaffeevollautomaten
Es gibt einige Pluspunkte, die Sie von jedem Nivona Kaffeevollautomaten erwarten können:
- Intuitive Bedienung auch ohne Bedienungsanleitung
- Einfaches Reinigen und Entkalken
- Überzeugende Getränke
- Elegantes, reduziertes Design
- Angenehme Lautstärke
- Claris-Wasserfilter
- Ab Serie 6 Live-Programmierung der Zubereitung
Seit einigen Jahren punktet Nivona zudem nicht nur mit dem Verkauf eigener Reinigungstabletten, sondern auch eigener Kaffeebohnen. Während wir bei den meisten Herstellern eher von der Kaffee-Eigenmarke abraten, sind die Bohnen von Nivona empfehlenswert. Sie sind fair, direkt gehandelt und überzeugen auch geschmacklich. Das ist bei Supermarkt-Kaffee von Melitta & Co ganz anders.
Gute Kaffeebohnen für Vollautomaten gibt es übrigens auch hier:
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Coffeeness Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Es gibt aber auch einige Punkte, die uns an Nivona nachhaltig stören. Allen voran die Tatsache, dass Sie neben Fachhändler und Werksverkauf kaum eine Möglichkeit haben, an Informationen über die Geräte zu kommen – geschweige denn, einen Nivona Kaffeeautomat zu kaufen. Aber auch sonst hat die Marke ein paar Minuspunkte:
- Preise liegen etwas über dem Marktdurchschnitt
- Unterschiede zwischen Serien oder Maschinen sind kaum auszumachen
- Standardfunktionen erhalten marketingwirksame Namen
Die Marketing-Begriffe von Nivona & was sie wirklich bedeuten
Seit 2018 ist der Barista mit der Fliege Nivonas Testimonial. Der dazugehörige Slogan „Barista in a Box“ soll Käufern den Eindruck vermitteln, dass Cappuccino, Espresso und Co aus Nivona Maschinen schmecken wie aus dem Siebträger.
Hinter dieser mutigen Aussage stehen laut Eigenwerbung innovative „Technologien“. Diese sind allerdings weder neu, noch hätten sie neue Namen gebraucht:
- Das „Aromatica System“ soll für mehr Aroma sorgen, indem Wasser und Kaffeepulver in der Brühkammer verwirbelt werden. In Wahrheit handelt es sich um eine Pre-Infusion. Die ist in der Kaffeezubereitung nicht unwesentlich, funktioniert aber nur mit ausreichend Druck.
- Die „Aroma Balance“ gibt es bei Nivona bereits seit 2016 und bezeichnet die regulierbare Durchlaufgeschwindigkeit des Wassers. Der Druck wird von der Maschine selbst variiert, Sie können ihn aber auch selbst einstellen. Das gleicht die Tatsache aus, dass der Kaffee im Automat nicht ganz so fein gemahlen wird, wie in einer echten Kaffeemühle für die Espressomaschine.
- Sie können aus drei Aromaprofilen wählen: dynamic, constant und intense. Die Gesamtheit dieser Funktionen heißt dann schließlich „Barista in a Box“.
Jedes einzelne dieser Features hat seine Berechtigung und macht den Kaffeevollautomaten zu einem gewissen Grad besser. Die werbewirksamen Spezialbegriffe hätte es dafür allerdings nicht gebraucht.
Nivona Kaffeevollautomaten im Überblick: Vom Einsteigermodell bis zum Profigerät
Nivona ist einer von wenigen Herstellern, die ihren Geräten eine logische Nummerierung verleihen. Da können sich andere Hersteller eine Scheibe abschneiden, wie unser DeLonghi Kaffeevollautomaten Test beweist. Die bestechende Logik bei Nivona ist dagegen sehr schnell erklärt.
Jede Maschine trägt den Namen NICR, das Kürzel für Nivona CafeRomatica. Dahinter steht eine dreistellige Nummer. Ausnahme ist die 1000er-Reihe wie der Nivona 1040 oder sein Vorgänger Nivona 1030, die eher als Kaffeevollautomaten fürs Büro einzuordnen sind. Bei den Geräten für Privathaushalte gilt Folgendes:
- Die erste Zahl bezeichnet die Serienklasse. Die reicht von Nivona 5 (Einsteigerklasse) über Nivona 7 (Mittelklasse) bis hin zu Nivona 9, der funktionsstarken Oberklasse.
- Die zweite Zahl beschreibt den Funktionsumfang aufsteigend oder die Farbgebung
- Die dritte Zahl steht für das Modelljahr – beispielsweise 8 für 2008 oder 0 für 2020
Für unsere Übersicht der aktuellen Geräte haben wir uns an den Angaben auf der Herstellerseite orientiert.
Nivona 5: Die Einsteigerklasse
Die Einsteiger-Geräte versteckt Nivona sogar auf der eigenen Website vor Ihnen. Zu den aktuellen Maschinen Nivona 530 und Nivona 520 finden Sie dort kaum Informationen. Beide Geräte sind technisch identisch und unterscheiden sich nur in der Farbe: Der 520 ist schwarz, der 530 ist silbern.
Die beiden reduzierten Vollautomaten gibt es für rund 470 Euro (Stand Juli 2021). Dafür bekommen Sie:
- Einfaches Display
- Drehschalter
- Manuelle Lanze für Milchschaum
- 3-stufig verstellbare Kaffeemenge, Kaffeestärke und Temperatur
- Edelstahl-Kegelmahlwerk
- Aromatica-System
Das alles ist in der Einstiegsklasse für Vollautomaten Standard und für den Preis fast schon etwas wenig. Zum Vergleich: Der Testsieger DeLonghi Magnifica bietet für knapp 300 Euro (Stand Juli 2021) einen ähnlichen Leistungsumfang, nur ohne Display. Dafür sind die Nivona-Maschinen eindeutig hochwertiger gebaut.
Nivona 6: Hausinterner Preis-Leistungs-Sieger
Bei der 6er-Reihe ist das Preis-Leistungs-Verhältnis am stimmigsten. Die Klasse besteht aus dem Einsteigermodell Nivona 660 und den nur farblich unterschiedlichen Leistungszwillingen Nivona 670 und Nivona 680. Die beiden letzteren bieten Ihnen:
- Drei Kaffee-Profile
- Display und Drehknöpfe
- Bluetooth und App
- Sechs vorprogrammierte Kaffeespezialitäten
- Fünf Speicherplätze für Lieblingsgetränke
- Live-Programmierung der Getränke während der Zubereitung
- „Barista in a Box“
- Nivona 680: Behälter für Cappuccinatore
Für den NCR 680 ruft Nivona z.B. knapp 600 Euro (Stand Juli 2021) auf, was für den Funktionsumfang mehr als in Ordnung ist.
Nivona 7: Der Verkaufsschlager
Die 7er-Klasse ist die beliebteste Reihe bei Nivona. Das könnte daran liegen, dass der Hersteller diese Modelle am meisten bewirbt. So richtig gerechtfertigt finden wir das nicht: Der Nivona 759 ähnelt den schwächeren 6er-Geräten sehr stark und besitzt lediglich ein leiseres Mahlwerk.
Der von uns getestete Nivona 769 ist wiederum der silberne Zwilling des schwarzen 759. Bei beiden bekommen Sie für rund 750 Euro (Stand Juli 2021) einen sehr hochwertigen Vollautomaten, der allerdings weder besonders beeindruckt noch innovativ ist.
Der Nivona 779 und Nivona 789 sind ebenfalls funktionell identisch und nur äußerlich unterschiedlich. Beim 789 ist ein Milchbehälter dabei, ansonsten bringen beide Folgendes mit:
- Fünf individuelle Kaffeerezepte
- Live-Programmierung
- 5-stufige Kaffeestärke
- Tassenbeleuchtung
- Stufenloser Mahlgrad
- Automatische Überwachung von Wassertank und Bohnenbehälter
Damit verdienen beide Modelle unserer Meinung nach eine bessere Bewertung als der viel beworbene 769.
Nivona 8: Oberklasse für die heimische Küche
Die 8er-Reihe ist zweifellos die konkurrenzfähigste. Die ausgesprochen hochwertigen Kaffeevollautomaten heben sich mit großartigem Design, Top-Reinigung und großer Funktionalität deutlich von der Konkurrenz ab.
Das beginnt beim Nivona 820 mit folgenden Features:
- 2-Tassen-Funktion auch für Milchgetränke
- Großes, übersichtliches Farbdisplay
- Bequemer Drehknopf
- 10 individuelle Kaffeerezepte
- Sehr leises Mahlwerk
Diese Funktionen ergänzen die Pluspunkte der niedrigeren Klasse und sind beim Nivona 821 in Silber ebenfalls an Bord. Der Nivona 825 ist eine Vorgängerauflage der beiden anderen Modelle.
Nivona 9: Zwei Modelle bilden die Luxusklasse
Die 9er-Reihe besteht lediglich aus dem Nivona 960 und dem Nivona 970. Beide haben ein neues Feature an Bord: Mit dem „Flying Picture Modus“ können Sie eigene Bilder per App auf das große Display der Maschine übertragen.
Das ist eine nette Spielerei, aber notwendig ist das Feature nicht. Ganz anders als diese Funktionen:
- Kaffeetemperatur 4-stufig statt 3-stufig
- Acht individuelle Kaffeeprofile
- Absolut intuitive Bedienung
- Live-Programmierung
- 2-Tassen-Funktion auch für Getränke mit Milchschaum
- Teezubereitung mit 4-stufiger Temperatur
- App-Steuerung mit sehr vielen sinnvollen Einstellungen
- Cappuccinatore mit Behälter
- Beleuchteter Wassertank und Auslauf
- „Barista in a Box“
Der Kaffee aus den hochwertigen Maschinen ist dementsprechend beeindruckend. Dafür kosten die Modelle allerdings rund 1.300 Euro (Stand Juli 2021).
Fazit: Ist ein Nivona Kaffeevollautomat der richtige für Sie?
Ein Nivona Kaffeevollautomat ist niemals ein Fehlkauf. Unabhängig von Serie oder Typ erhalten Sie:
- Zuverlässige Qualität
- Hochwertiges Zubehör
- Sinnvolle Funktionen
- Intuitive Bedienung
- Einfache Reinigung
- Überzeugende Getränke mit vollmundigem Aroma
Dem entgegen steht eine nicht ganz konkurrenzfähige Preisgestaltung. Wenn Sie nicht gerade ein besonderes Angebot erwischen, ist ein Nivona Kaffeevollautomat kein Schnäppchen. Die Preise werden auf diesem Niveau bleiben, solange der Hersteller einen Bogen um Amazon und Co macht.
Überteuert sind die Nivona CafeRomatica Geräte allerdings auch nicht. Schließlich steckt darin dieselbe Technik wie bei Jura Kaffeevollautomaten, von denen wir ganz andere Preisschilder gewohnt sind. Den Preisvergleich gegen DeLonghi verliert Nivona zwar, dafür sind die Italiener aber nicht annähernd so hochwertig gebaut.
So ordnet sich das deutsche Unternehmen im Mittelfeld unseres Kaffeevollautomat Test ein – und wird dort ganz bestimmt zum gern gesehenen Dauergast.
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