Würden Sie über 3.000 Euro für einen Kaffeevollautomaten ausgeben? Wenn das Preisschild eines Küchengeräts genauso gut an einem guten Gebrauchtwagen hängen könnte, sind wir als Testinstanz gefragt.
Der Jura Giga 6 findet in unserem Kaffeevollautomat-Test 2024 selbst im Luxus-Segment keinen Platz. Das Gerät eröffnet vielmehr eine eigene Kategorie, die wir dem Modell zu Ehren „Giga-Luxus“ nennen.
Selbst innerhalb der eigenen Reihen wirkt der Giga 6 in jeder Hinsicht übertrieben – und das, obwohl Jura Kaffeevollautomaten generell nicht als bescheiden gelten. Ob der Gigant sein Preisschild rechtfertigen kann? Wir haben ihn in unserem Test für Sie auf die Probe gestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Der Jura Giga 6 im Überblick: Der Name ist Programm
- Bedienung des Jura Giga 6: Künstliche Intelligenz mit Denkfehlern
- Espresso & Kaffee aus dem Giga 6: Auch geschmacklich ein Gigant
- Milchschaum aus dem Giga 6: Sahnehäubchen auf Profi-Niveau
- Reinigung des Giga 6: Die Maschine hat das Sagen
- Fazit zum Jura Giga 6: Dieser Gigant ist übertrieben (gut)
Der Jura Giga 6 im Überblick: Der Name ist Programm
Eines müssen wir den Produktdesignern von Jura lassen: Bei der Namenswahl beweisen sie ein gutes Händchen. Der Jura Giga 6 ist tatsächlich einfach gigantisch: Maße, Gewicht, Funktionsumfang, Touchscreen – alles wirkt ein wenig überdimensioniert.
Für die außergewöhnlichen Dimensionen gibt es jedoch gute Gründe, denn der Giga 6 ist rundum doppelt ausgestattet:
- Zwei elektronisch verstellbare Mahlwerke
- Jeweils dazugehörige Bohnenbehälter mit Aromaschutzdeckel & Bohnenüberwachung
- Zwei Pumpen mit 15 Bar Pumpendruck
- Zwei Thermoblöcke
Diese Doppel-Ausstattung ist keine Platzverschwendung, sondern garantiert vielmehr perfekte Ergebnisse: Für jeden einzelnen Kaffee wählt der Giga 6 die optimale Brühtemperatur für die ausgewählten Bohnen und das gewünschte Getränk aus.
Jura vs. DeLonghi: Der Giga 6 im Vergleich zum Maestosa
Mit ähnlichen Attributen wie der Jura Giga 6 glänzt auch der DeLonghi Maestosa im Test – er kostet im Preisvergleich jedoch rund 700 Euro weniger (Stand Juni 2021).
Das sehen wir auch deutlich im Duell der Giganten: Der Maestosa bietet einen ähnlich üppigen Funktionsumfang wie der Giga 6. DeLonghi hat seinem Luxusmodell aber ein Gewand aus Glas und Edelstahl verliehen, Jura setzt hingegen nur auf Aluminium.
Dieses unterstreicht hochwertig verarbeitet zwar den robusten Auftritt des Giga 6. Aber es ist trotzdem ein Leichtmetall, das den Preisunterschied eher infrage stellt, als ihn zu rechtfertigen. Etwas mehr Edelstahl oder Chrom hätte uns besser gefallen.
Die Funktionen des Jura Giga 6: Womit punktet der Koloss?
Sollten Sie sich nun fragen, wie der Jura Giga 6 seinen Preis rechtfertigt, werfen Sie einen Blick auf den Funktionsumfang:
- Unzählige Individualisierungsmöglichkeiten für jeden Kaffee
- Einstellmöglichkeiten für alle wichtigen Parameter in bis zu zehn Stufen
- Espresso-Mindestfüllmenge ab 15 Millilitern
- Doppelte Ausstattung lässt sich auch gleichzeitig verwenden
- Großzügiger Auslauf breiten- und höhenverstellbar
- Intelligentes Farbdisplay merkt sich Ihre Lieblingsgetränke
Neben diesen Funktionen hat der Jura Giga 6 aber noch einige besondere Features zu bieten:
Die Schwächen des Jura Giga 6: Minuspunkte in der Anwendung
Ähnlich gekonnt wie seine positiven Eigenschaften versteckt Jura aber auch einige Schwachpunkte des Giga 6, die uns in der Verwendung dafür umso deutlicher auffallen:
- Der Automat greift in der Standardeinstellung jeweils zur Hälfte auf beide Mahlwerke zu
- Einige Einstellungen sind in der App nicht abrufbar – allen voran die Mahlwerke
- Der Milchschaum wird irreführend in Sekunden statt in Milliliter gemessen
- Der Wireless Transmitter für Cool Control wird mitgeliefert, funktioniert aber nur in Verbindung mit einem Milchbehälter, den Sie separat dazu kaufen müssen
Beides in Kombination soll Ihnen den Bezug von perfekt gekühltem Milchschaum ermöglichen. Das schafft der Milchkühler auch ohne den Transmitter – umgekehrt können Sie mit dem Transmitter alleine aber nichts anfangen. Bei einem Kaufpreis von über 3.000 Euro finden wir es fragwürdig, an einem 160-Euro-Milchkühler zu sparen.
Bedienung des Jura Giga 6: Künstliche Intelligenz mit Denkfehlern
Von der Kaffeestärke über die Füllmenge bis hin zur Temperatur bietet der Jura Giga 6 feinteilige Einstellungsmöglichkeiten. Auf diese Weise können Sie Ihren Kaffee, Espresso oder Cappuccino bis ins kleinste Detail selbst designen.
Über das Onetouch-Display und den Rotary Switch gelingt die Bedienung ausgesprochen einfach und intuitiv. Entscheiden Sie sich für den Smart-Mode bzw. die App-Steuerung, sieht die Sache jedoch ganz anders aus:
- Die elektronisch verstellbaren Mahlwerke haben scheinbar keinen Platz in der App gefunden – zumindest konnten wir sie dort nicht ausfindig machen.
- Der Giga 6 geht standardmäßig davon aus, dass Sie Ihren Kaffee zu jeweils 50 Prozent aus den beiden Bohnenfächern und Mahlwerken mischen wollen. Wieso sollten Sie?
- Um diese 50:50 Einstellung in der App zu verändern, müssen Sie zudem einen komplizierten Schritt in das versteckte Untermenü Ihres ausgewählten Getränks gehen.
- Dazu kommen irreführende Bezeichnungen: In der App bezeichnet „Wassermenge“ die Füllmenge an Kaffee. Extra Wasser im Sinne eines Americano nennt der Giga 6 „Bypass-Wasser“.
Die Schweizer stellen mit dem Giga 6 deutlich unter Beweis, dass Kaffeemaschinen und nicht App-Programmierung ihr Spezialgebiet sind. Denn abgesehen von der nicht ganz so smarten Technologie, sorgen das brillant bebilderte Display und die beiden Mahlwerke für einen exzellenten Gesamteindruck.
Espresso & Kaffee aus dem Giga 6: Auch geschmacklich ein Gigant
Während wir noch zähneknirschend an unsere frustrierende Erfahrung mit der App zurückdenken, löst spätestens der erste Schluck Kaffee aus dem Jura Giga 6 sämtlichen Ärger in Luft auf. Ob Espresso oder Lungo: Die feinjustierten Einstellungen zeigen sich in einem hervorragenden Geschmack.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Coffeeness Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Wir haben die Kaffeebohnen in Mahlwerk eins auf feinster Stufe und in Mahlwerk zwei etwas gröber mahlen lassen. Schon dieser kleine Unterschied beim Kaffeepulver zeigt sich deutlich in der Tasse. Die Mahlwerke aus Keramik sind dabei weder besonders laut, noch auffallend leise.
Fest steht aber, dass Jura derzeit den besten schwarzen Kaffee aus einem Kaffeevollautomaten bietet.
Temperatur, Aroma und Kaffeestärke komponiert der Giga 6 ebenfalls perfekt. Das bietet Ihnen jedoch auch schon der Jura Z8 – wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob der Giga 6 seine Sache besser macht.
Milchschaum aus dem Giga 6: Sahnehäubchen auf Profi-Niveau
Neben Espresso überzeugt uns der Jura Giga 6 auch mit Kaffeespezialitäten wie Milchkaffee oder Cappuccino voll und ganz. Das Milchsystem bietet Ihnen detaillierte Einstellungsmöglichkeiten: Von Temperatur und Konsistenz über Füllmenge bis hin zum Verhältnis von Schaum zu Milch können Sie sich Ihren eigenen Milchschaum-Traum basteln.
Dadurch gelingt selbst der Flat White, der bislang als die größte Herausforderung der Vollautomaten gilt. Durch die intelligente Platzierung von Milchaufschäumer und Auslass können Sie zwei Tassen gleichzeitig zubereiten.
Reinigung des Giga 6: Die Maschine hat das Sagen
Kommt es zur Reinigung eines Jura Kaffeevollautomaten, ist der deutlichste Kritikpunkt stets die fest verbaute Brühgruppe. An dieser Stelle möchten wir jedoch nicht genauer auf diesen Nachteil eingehen, den wir in den Testberichten des Jura A1, Jura Z6 und aller anderen Vollautomaten der Schweizer bereits zur Genüge besprochen haben.
Der Jura Giga 6 steuert diesem Problem aber mit einem ausgeklügelten Reinigungsprogramm entgegen. Dieses zeichnet sich durch folgende automatische Funktionen aus:
- Prüfung der Funktionalität von Filter, Wassertank und Milchsystem
- Alarm bei voller Restwasserschale
- Reinigungsalarm
- Besonders gründliche Innenreinigung durch hauseigenes Fluidsystem
Die Ansagen der Maschine sind dabei so deutlich und gut getimt, dass der Blick in die Bedienungsanleitung so gut wie überflüssig wird. Trotzdem können Sie die Intervalle individualisieren, genauso wie die Ein- und Ausschaltzeit und die vorprogrammierte Abschaltautomatik bzw. der Energiesparmodus.
Fazit zum Jura Giga 6: Dieser Gigant ist übertrieben (gut)
Zugegeben, in unserem Kaffeevollautomat-Test findet der Jura Giga 6 keinen Platz. Wie seine Kollegen Giga 5 und Giga 7 eignet er sich eher als Kaffeemaschine für Unternehmen als für den Privatbereich.
Das liegt nicht nur am Preis von über 3.000 Euro. Die Frage ist, ob Sie die gigantischen Attribute – von der Funktion über die Feinschaum-Technologie und die Maße – zu Hause wirklich nutzen.
Als Kaffeevollautomat fürs Büro oder kleine Läden ist er hingegen perfekt. Denn er sorgt mit seiner Hochleistungspumpe in doppelter Ausführung und den vielfältigen Einstellmöglichkeiten dafür, dass garantiert jedem Ihrer Mitarbeiter und Kunden der perfekte Kaffee serviert wird. Ob sich das für Sie wirklich lohnt, müssen Sie jedoch selbst entscheiden.
Die wirklich wichtigen Features wie ein Touch-Display, elektronische Keramikscheibenmahlwerke und eine große Auswahl an Kaffeespezialitäten bis hin zum Flat White bekommen Sie von anderen Kaffeevollautomaten jedoch bereits für weniger Geld. Der Jura Z10 für gut 2.000 Euro (Stand Juni 2021) und der DeLonghi PrimaDonna Soul für 1.200 Euro (Stand Juni 2021) sind nur zwei Beispiele dafür.
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