Üppige Plantagen, glückliche Menschen und guter grüner Kaffee, der die Welt mit jedem Schluck zu einem besseren Ort macht – soweit das Image nachhaltiger Kaffeebohnen. Kriterien und Bedingungen für einen schonenden Umgang gibt es zuhauf, doch die wenigsten davon lassen sich tatsächlich messen. Etwas anders sieht es da schon bei Bio-Kaffee aus!
Neben europaweiten Standards gibt es selbst in Deutschland eine eigene Zertifizierung für kontrollierte Bio-Produkte. Sie fragen sich, wie aussagekräftig die unterschiedlichen Siegel wirklich sind? Wir auch!
Wie viel „bio“ steckt in Ihrer Bohne?
Wie viel „bio“ steckt in Ihrer Bohne?
Daher haben wir verschiedenste Kaffeebohnen im Test 2025 unter die Lupe genommen und verraten Ihnen, welche Marken besonders schonend mit Natur und Umwelt umgehen. Eins können wir bereits vorwegnehmen: Wenn Sie können, sollten Sie den ökologischen Anbau immer dem konventionellen vorziehen.
Inhaltsverzeichnis
Grün & nachhaltig: Was ist Bio-Kaffee?
Im Gegensatz zum Begriff „Nachhaltigkeit“ richtet sich die biologische Landwirtschaft nach strengen Richtlinien. Innerhalb der EU dürfen nur jene Produkte das EU-Bio-Siegel tragen, die der aktuellen Öko-Verordnung entsprechen. Folgende Kriterien sind hierbei zu beachten:
- Keine Gentechnik
- Keine chemischen Dünger
- Frei von Pestiziden
- Anbau in Mischkultur
- Mindestens 95 Prozent aus Bio-Zutaten
- Nur bestimmte (konventionelle) Zusatzstoffe
Seit Januar 2022 weitet sich die Kontrolle von der reinen Produktion und Ernte auf Importe aus Drittländern aus – letztendlich müssen damit alle Rohstoffe die Anforderungen der ökologischen Landwirtschaft erfüllen.
Bohne ist nicht gleich Bohne: Selbst Importe aus Drittländern müssen zertifiziert sein
Bohne ist nicht gleich Bohne: Selbst Importe aus Drittländern müssen zertifiziert sein
Zusätzlich stellt Deutschland seit 2001 ein nationales Siegel aus, das sogenannte „Bio-Häkchen“. Dieses soll gemeinsam mit dem ÖLG (Öko-Landbaugesetz) für bessere Überwachung und Zertifizierung sorgen.
Was auf den ersten Blick nach einer vernünftigen Lösung klingt, bietet in Realität leider einige Schlupflöcher für Betrug. So umfassen die Richtlinien der EU zwar die Produktion am Acker, sagen allerdings nichts über Handelswege und gerechte Löhne aus.
Weitgereist? In der Regel legt eine Packung Kaffee mehrere tausend Kilometer zurück
Weitgereist? In der Regel legt eine Packung Kaffee mehrere tausend Kilometer zurück
Aus diesem Grund haben sich mit der Zeit Anbauverbände wie Demeter oder Bioland mit eigenen Siegeln herauskristallisiert, die vor allem in Bezug auf Artenvielfalt und Tierwohl nach strengeren Vorgaben wirtschaften. Doch gibt es auch guten Bio-Kaffee ohne Siegel?
Garantiert ökologisch: Bester Bio-Kaffee ohne Siegel?
Erinnern Sie sich noch an Ihre Schulzeit? Durften Sie am Zeugnistag Ihre Schulnoten einfach so eintragen, wie es Ihnen gerade passte? Nun, wir auch nicht. Bleibt also nur die Frage, wieso genau dieser Mechanismus heute bei der Zertifizierung von Bio-Produkten zu tragen kommt?
Obwohl die Bezeichnungen „öko“ und „bio“ in Europa geschützt sind, entwerfen die großen Produzenten wie Darboven und Co einfach ihre eigenen Siegel und lassen diese zu einem stolzen Preis zertifizieren. Kein Wunder, dass sich kleinere Röstereien und Kaffeebauern das Zertifikat meist gar nicht erst leisten können.
Grüne Bohne oder Mogelpackung? Nachhaltiges Marketing spielt eine immer größere Rolle
Grüne Bohne oder Mogelpackung? Nachhaltiges Marketing spielt eine immer größere Rolle
Siegel haben zwar strenge Bedingungen, nehmen Ihnen als Kunde allerdings auch die wichtige Rolle als Entscheidungsträger ab. Ist ein Produkt erstmal zertifiziert, setzen sich viele Konsumenten nicht mehr kritisch mit den Vorgaben auseinander. Und genau da liegt das Problem: Egal, ob sie Cafe Crema von „Alnatura“ oder Enerbio von „Rossmann“ kaufen, solange „Rainforest Alliance“ draufsteht, denken viele Verbraucher, Sie könnten unbesorgt zugreifen.
Garantiert zertifiziert: Label drauf und passt schon?!
Garantiert zertifiziert: Label drauf und passt schon?!
Leider fallen dadurch auch Bio-Kaffees ohne Siegel im harten Konkurrenzkampf zurück, selbst wenn sie aus eigener Überzeugung zusätzlich nach Transfair- bzw. Fairtrade-Kriterien wirtschaften. Wenn Sie tatsächlich wissen wollen, was in den Trommelröster Ihrer Lieblingssorte kommt, lesen Sie am besten in unserem Kaffeebohnen Test nach.
Was kostet die Öko-Plakette?
Nachdem alle Rohstoffe mitsamt Importen aus Drittländern zertifiziert sein müssen, stammt ein Großteil des Bio-Kaffees aus besonders armen Ländern. Verantwortungsvolle Kaffee-Röster wollen ihre Mitarbeiter und Kaffeebauern allerdings besser bezahlen, als es die derzeitigen Fairtrade-Regeln vorschreiben. Ist die Zertifizierung also letztendlich eine Preis-Frage?
Fair und ökologisch geht auch ohne Label
Fair und ökologisch geht auch ohne Label
Genaue Details zu den Bio-Abgaben sind nicht bekannt, doch es dürfte sich um jährliche Summen im vierstelligen Bereich handeln. Damit sollte klar sein: Die wenigsten Kaffeeproduzenten haben solche Summen dafür übrig.
Anstatt ihre Finanzen in Abo-basierte Zertifizierungen zu investieren, entschließen sich viele Röstereien mittlerweile gegen das Bio-Siegel und für höhere Löhne. Oft gehen diese selbst auferlegten Kriterien sogar weit über offizielle Label hinaus und ermöglichen gleichzeitig eine gerechtere Produktion ohne Kostendruck auf Kaffeebauern.
Kaffeebohnen 2.0: Besser als Fair Trade?
Grüner Kaffee lässt sich nicht nur mit einem einfachen Siegel bestätigen, soviel steht fest! Damit Ihre Espressobohnen als schonend produziert gelten, müssen wir neben fairen Arbeitsbedingungen noch weitere Kriterien wie Umwelt und Wasser betrachten. Somit wird hochwertiger Kaffee wie Specialty Coffee zu einer ganzheitlich nachhaltigen Angelegenheit für ökologische und soziale Gerechtigkeit.
Nicht nur rund im Geschmack: Nachhaltige Kaffeeproduktion respektiert geschlossene Kreisläufe auf allen Ebenen
Nicht nur rund im Geschmack: Nachhaltige Kaffeeproduktion respektiert geschlossene Kreisläufe auf allen Ebenen
Diese Garantie funktioniert allerdings nur, wenn sowohl Röster als auch Anbieter komplett transparent mit allen Informationen umgehen. Für Sie als Kunden muss ganz klar erkennbar sein, wie die Erzeuger ihre Bohnen anbauen, ernten und den Kaffee rösten – immerhin liegt die Entscheidung über Qualität letztendlich bei Ihnen.
Zusätzlich zu den Öko-Vorgaben sollten Sie auf folgende Aspekte achten:
- DirectTrade mit engen Handelsbeziehungen zu den wichtigsten Akteuren
- Bildungsprogramme & gemeinsame Forschung für die Verbesserung der Qualität
- Anbau, Ernte & Pflege möglichst mit Handarbeit statt Maschinen
- Kreislaufwirtschaft mit hohem Recycling-Anteil der Ressourcen
Je mehr Informationen, umso besser!
Je mehr Informationen, umso besser!
Überzeugte Röster sind über einen anfänglichen Röstkurs hinaus stets an der Verbesserung ihrer Kaffeebohnen interessiert – und diese Sorgfalt schmeckt man! Stimmen sowohl die Produktionsbedingungen als auch Geschmack und Aroma, kaufen die Kunden im besten Fall in Form eines Kaffee-Abos immer wieder bei ihrer Lieblings-Kaffeerösterei ein.
Wollen auch Sie die nachhaltige Kaffeeproduktion unterstützen, erfahren Sie jetzt, was Sie bei Ihrem nächsten Einkauf beachten sollten!
Aldi, Lidl & Co: Bio-Kaffee vom Discounter
Ob „Dallmayr“, „Melitta“ oder „Lavazza“ – mittlerweile finden Sie bei allen Supermärkten von Rewe über Edeka bis zu Tchibo eine große Auswahl diverser Kaffeesorten.
Mittlerweile besitzt fast jede bekannte Marke das ein oder andere Bio-Siegel
Mittlerweile besitzt fast jede bekannte Marke das ein oder andere Bio-Siegel
Obwohl diese Marken nach ökologischen Richtlinien zertifiziert sein sollen, scheint der Preis pro Packung besonders günstig! Wie passt das mit dem Bio-Gedanken zusammen?
- Dank größerer Marktmacht können Großabnehmer den Preis der Ware bis zu einem gewissen Grad diktieren
- Offizielle Standards bieten Spielraum für Interpretation
- Mit einer Verpackung aus Aluminium oder weniger nachhaltigen Rohstoffen sparen die Giganten eine Menge Geld
Je nach Mahlgrad lässt sich die ursprüngliche Bohne mehr oder weniger genau beurteilen
Je nach Mahlgrad lässt sich die ursprüngliche Bohne mehr oder weniger genau beurteilen
Aus unserem Supermarkt-Kaffeebohnen Test können wir allerdings festhalten, dass jede Bohne aus Öko-Landbau noch immer mehr Beitrag zu einer nachhaltigen Produktion leistet als es die konventionelle Landwirtschaft je könnte. Die Wahl liegt ganz bei Ihne n!
Espresso-Bohnen im Shop: Bio-Kaffee online kaufen
„Gepa“, „dm“ oder Chi Cafe Balance von „Staudigl“ sind bereits etablierte Marken – doch wie wählen Sie die richtige Sorte aus, wenn Sie komplett ohne Testpaket online Ihren Kaffee für Vollautomaten kaufen wollen?
Augen zu und durch? Nicht immer haben Sie alle Bohnen für den Vergleich zur Hand
Mild oder kräftig? Abseits der Beurteilung von Säure, Aroma und Kaffeebohnen Aufbewahrung, muss auch die Qualität stimmen. Diese können Sie anhand folgender Kriterien feststellen:
- Wie viele Informationen zur Wertschöpfungskette stellt der Produzent zur Verfügung?
- Wo und von wem werden die Bohnen angebaut?
- Ist die Nachverfolgung jeder einzelnen Bohne einer Mischung möglich?
- Wie werden die Bohnen angebaut, geerntet und verarbeitet?
- Wie gestaltet sich der Transport der Bohnen?
- Ist der Produzent Teil einer Initiative für nachhaltigere Wertschöpfungsketten?
- Wie setzt sich der Preis zusammen?
- Welche Methoden und Aromen beschreibt die Rösterei?
„Backyard coffee“ stellt all diese Details komplett transparent zur Verfügung und ist daher der Partner des Vertrauens für „Coffeeness“ in Sachen nachhaltiger Kaffeeproduktion. Je mehr Informationen Sie finden, umso stärker können Sie sich darauf verlassen, dass die offiziellen Maßstäbe sogar übertroffen werden.
Kaffee entwickelt für den Vollautomaten
Coffeeness Kaffee eignet sich bestens für alle Getränke aus dem Vollautomat.
Täglich frisch geröstet
Schokoladiges Aroma
Fair gehandelt
Für Espresso, Kaffee & Milchgetränke
Es geht hier nicht darum, Siegel wie Fairtrade oder Transfair abzuwerten. Im Gegensatz zur konventionellen Produktion sind zertifizierte Kaffeebohnen sicherlich eine gute Sache. Wir kritisieren dennoch die fast schon pathetische Siegelei und undurchsichtigen Mechanismen, die hinter der Zertifizierung ablaufen.
Fazit: Der beste Bio-Kaffee muss nicht der beliebteste sein!
Ähnlich wie bei unserem Kaffeevollautomat Test 2025 haben Sie als Konsument die Qual der Wahl. Zwischen zahlreichen Optionen wie Instant Kaffeesorten, Pads, Bio Kaffee Kapseln, Bio-Kaffeebohnen für Vollautomaten oder gar Filterkaffee bleibt oft wenig Zeit für ökologische Fragen.
Jeder verantwortungsvolle Shop oder Röster sollte kritische Fragen zu seinen Produkten beantworten können
Jeder verantwortungsvolle Shop oder Röster sollte kritische Fragen zu seinen Produkten beantworten können
Besonders klug finden wir es nicht, die gesamte Verantwortung über Nachhaltigkeit an die Konsumenten abzugeben. Solange eine wirklich nachhaltige Wertschöpfungskette aufgrund der langen Transportwege jedoch nicht möglich ist, müssen wir aufmerksam mit den Informationen zu ökologischen und sozialen Standards umgehen.
So bleibt Bio-Kaffee weiterhin ein Abwägen zwischen Qualität, Aroma, Geschmack und gutem Gewissen. Letztendlich entscheiden Sie, wer vom Öko-Trend profitieren soll: Riesen-Konzerne oder vertrauenswürdige Testsieger?
Wie stehen Sie zu den unterschiedlichen Bio-Siegeln? Nehmen Sie sich immer die Zeit, um jedes Ihrer gekauften Produkte zu prüfen? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!
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