Jeder Kaffeevollautomat ruft irgendwann „Entkalken, bitte!“. Dann stehen Sie vor der Wahl: Hinweis wegdrücken oder den oft langwierigen Entkalkungsvorgang starten.
Bei den meisten Geräten ist es einfach, die Aufforderung zu umgehen – und dadurch verführerisch. Für ein langes Leben Ihrer Kaffeemaschine und ungetrübten Kaffeegenuss ist das regelmäßige Entkalken aber unerlässlich.
Und so aufwendig, wie es schnell erscheint, ist der Vorgang gar nicht. Wir beantworten die häufigsten Fragen und geben Ihnen einige nützliche Tipps, damit Ihnen der Entkalkungsvorgang leichter von der Hand geht.
Inhaltsverzeichnis

Kalk: Von unappetitlich bis tödlich
Kalk ist eine natürliche Verbindung aus Magnesium und Calcium, die besonders gerne in Leitungswasser vorkommt. Der Anteil an Kalk im Wasser ist je nach Region unterschiedlich und im Härtegrad erkennbar. Je mehr Kalk, desto härter das Leitungswasser. Der durchschnittliche Härtegrad in Deutschland liegt bei 16. Es gilt: je ländlicher die Gegend, desto weicher das Wasser. In Großstädten kratzt der Wert schon mal an der 20er-Marke.
Calcium und Magnesium sind grundsätzlich wichtige (und unbedenkliche) Mineralstoffe, die Sie mit dem Leitungswasser zu sich nehmen.
Wird das Wasser erhitzt und verdampft, bleiben sie als kristalline Kalkschicht zurück. Dann sind die eigentlich gesunden Mineralstoffe ein hartnäckiges Ärgernis – und schlimmstenfalls ein Todesurteil für Ihren Kaffeevollautomaten.

In den dünnen Schächten und gewundenen Schläuchen der Maschine kann sich Kalk wunderbar festsetzen. Dadurch können die Leitungen nach und nach verstopfen. Laufen Wasser oder Kaffee durch die verkalkte Maschine, löst sich jedes Mal etwas von der Kalkschicht und landet direkt in Ihrer Tasse.
Stellen Sie einen kreidig-sauren Geschmack in Ihrem Kaffee fest, oder weist der Espresso eine instabile bis nicht vorhandene Crema auf, ist es höchste Zeit zu handeln.
Denn im schlimmsten Fall verstopfen die Leitungen vollständig, Kalk lagert sich auf Hitze-Elementen und Sensoren ab – und der Kaffeevollautomat geht kaputt.
Fest verbaute oder nachgerüstete Wasserfilter im Tank können das Verkalken der Geräte verlangsamen. Früher oder später führt aber kein Weg an der gründlichen Reinigungsaktion vorbei. Damit spülen Sie außerdem alte Kaffeereste aus der Maschine und verhindern die Schimmelbildung.

Zugegeben, auch wir verdrehen schon mal genervt die Augen, wenn der Vollautomat nach einer Portion Entkalker schreit. Das kommt immer im falschen Moment, meistens ist gerade keine Zeit dafür. Und das Schlimmste: Für eine gefühlte Ewigkeit gibt es keinen Kaffee.
Das Entkalken lohnt sich aber, wenn Sie Ihrem Kaffeevollautomaten ein langes Leben wünschen. Deshalb möchten wir Ihnen das mühsame Vorhaben etwas leichter machen. Auch Ihr Kaffeevollautomat macht es Ihnen vergleichsweise einfach. Im Gegensatz zu Filtermaschinen sagt er deutlich, wann es Zeit für einen Entkalkungsdurchgang ist und bringt auch gleich noch das passende Programm mit.
Entkalkungsprogramme: Durchdacht oder übertrieben?
Wann das Gerät nach einem Entkalkungsvorgang schreit, ist bei jedem Kaffeevollautomaten unterschiedlich. Man könnte dabei den Eindruck bekommen, dass die Maschine mitdenkt.

Es handelt sich aber um eine Vorgabe, die vom Hersteller programmiert wurde und immer gleich aussieht: Nach einer gewissen Anzahl von Tassen oder Durchgängen leuchtet die lästige Aufforderung auf.
Eine der häufigsten Fragen in diesem Zusammenhang ist bestimmt auch Ihnen schon einmal durch den Kopf gegeistert: Muss ich wirklich jedes Mal entkalken, wenn die Maschine danach verlangt?
In den meisten Fällen ergeben die Vorgaben durchaus Sinn. Die Hersteller denken auf jeden Fall mit und berücksichtigen die durchschnittliche Wasserhärte auf dem deutschen Markt.
Zusätzlich können Sie die meisten Geräte dem tatsächlichen Härtegrad Ihres Wassers anpassen. Das passende Test-Equipment wird oft direkt mitgeliefert.
Viele Kaffeevollautomaten, wie beispielsweise die Saeco Xelsis, bringen einen Teststreifen mit. Mit diesem können Sie Ihre Wasserhärte auf einer Skala von eins (weich) bis vier (sehr hart) einordnen. Auch bei anderen Herstellern ist das eine übliche Einteilung.
In der Grundeinstellung gehen die meisten Kaffeevollautomaten von einem mittleren Wert aus. Nach diesem Wert berechnet die Maschine das Intervall zum Entkalken.

Bei Maschinen mit Wasserfilter – wie dem Philips 3200 Serie EP3246/70 – ist diese Werkseinstellung (also, Stufe drei bei Testwert drei ) absolut ausreichend. Das entspricht bei normalem Hausgebrauch etwa einem Entkalkungsvorgang pro Monat.
Sollte Ihr Kaffeevollautomat keinen Wasserfilter haben, empfehlen wir Ihnen, das Intervall mindestens um eine Stufe zu verkürzen.
Wie lange der Entkalkungsvorgang dauert, ist bei jeder Maschine unterschiedlich. Von 15 bis 40 Minuten haben wir schon alles gesehen. Doch egal, wie lange es dauert: Sie sollten das Programm bis zum Ende durchlaufen lassen.

Bei den meisten Geräten ist ein Abbrechen ohnehin nicht möglich. Und das aus gutem Grund: Bleiben Reste des Entkalkers in der Maschine zurück, ist der Kaffee im schlimmsten Fall nicht nur ungenießbar, sondern sogar gesundheitsgefährdend.
Der richtige Entkalker: Muss es Markenware sein?
Die wohl größte Verunsicherung rund ums Entkalken besteht zum richtigen Reiniger. Hersteller bedrängen uns mit ihren eigenen Produkten und der Behauptung, die Kaffeemaschine X könne ausschließlich mit Reinigungsmittel X und Entkalker X in Schuss gehalten werden.
Die Community sieht das anders. Kaffee-Blogs und einschlägige Artikel sagen häufig, sämtliche Produkte wären untereinander austauschbar oder empfehlen sogar Hausmittel.

Wie so oft ist die beste Wahl die goldene Mitte: Der Zwang zu Eigenprodukten ist in jedem Fall nur Geldmacherei. Allerdings sollten Sie auf die Angaben und Inhaltsstoffe des Originalproduktes achten. Nicht jeder Entkalker eignet sich für jede Maschine und Hausmittel sind hingegen nur mit Vorsicht zu genießen!
Vorsicht bei Säuren
Zur Kalkentfernung eignen sich grundsätzlich sämtliche Arten von Säuren. Nicht jede taugt aber zum Entkalken von Kaffeevollautomaten. Schließlich geht es um Maschinen mit unterschiedlichen Bauteilen und Materialien – und wir bereiten damit Lebensmittel zu.
Essigsäure eignet sich hervorragend zum Entfernen von Kalk. Genauso gut eignet sie sich leider zum Zerstören von Kaffeevollautomaten. Mit Zitronensäure sieht es ähnlich aus.
Beides kann guten Gewissens nur in Verbindung mit Natriumcarbonat bzw. Natron als Puffermittel eingesetzt werden. Milchsäure hingegen ist die perfekte Mischung aus sanft und aggressiv. Sie eignet sich hervorragend zum Entkalken und ist gleichzeitig umweltfreundlich und lebensmittelecht.
Amidosulfonsäure, aussprachefreundlicher auch Sulfamidsäure genannt, gehört zu den besten Entkalkern. Sie entkalkt schnell, gründlich und ist geruchs- und geschmacksneutral.
Beachten Sie aber, dass Sulfamidsäure unbedingt vollständig aus der Maschine gespült werden muss. Alu-Bestandteile vertragen sie außerdem nicht sehr gut. Da viele Brühgruppen aus Alu bestehen, sollten Sie das unbedingt vorher prüfen.
Reiniger und Entkalker sind nicht dasselbe
Reiniger arbeiten wesentlich sanfter als Entkalkungsmittel. Sie sind dafür gedacht, Kaffeereste und andere leichte Verunreinigungen zu beseitigen. Für die Entfernung von hartnäckigem Kalk sind sie nicht geeignet. Verwenden Sie daher immer Reiniger zum Reinigen und Entkalker zum Entkalken.
Struktur des Originals beachten
Auch wenn es nicht das Originalprodukt sein muss: Darreichungsform und Inhaltsstoffe sollten übereinstimmen. Empfiehlt der Hersteller flüssigen Entkalker, verträgt die Maschine möglicherweise die Partikel einer Tablette nicht. Dasselbe gilt für die Zutatenliste. Besonders aggressive Inhaltsstoffe können die Bauteile des Gerätes angreifen. Orientieren Sie sich bei Inhalt und Form des Entkalkers also am Original.
Der Entkalkungsvorgang im Überblick
Der No-Name-Entkalker kann Ihnen leider nicht verraten, welche Dosis die richtige für Ihren Kaffeevollautomaten ist. Auch hier können Sie sich an den Herstellerangaben für das Originalprodukt orientieren. Grundsätzlich gelten folgende Faustregeln:
- 125 ml Flüssigentkalker auf 500 ml Wasser
- 1-2 Entkalkungstabletten auf 500 ml Wasser
- 10 bis 20 g Entkalkungspulver auf 500 ml Wasser
Ein guter Kaffeevollautomat führt Sie intuitiv durch den Entkalkungsvorgang. Entweder leuchten die entsprechenden Tasten oder die Informationen werden am Display angezeigt. Ein paar Tipps können wir dem aber noch hinzufügen.
- Stellen Sie zwei Gefäße bereit: eines zum Unterstellen, eines mit frischem Leitungswasser. So können Sie den Tank rasch nachfüllen, ohne ihn auszubauen.
- Leeren Sie die Abtropfschale vor dem Entkalken um zu verhindern, dass die Maschine den Vorgang deswegen stoppen muss.
- Häufig muss das Auffanggefäß ein großes Fassungsvolumen haben und ist zu groß, um stabil auf der Abtropfschale zu stehen. Damit das Gefäß nicht kippt, ziehen Sie den Auslass ganz nach unten und klemmen sie es damit ein.
- Waschen Sie den Wassertank nach dem Entkalken und vor dem automatischen Spülen unbedingt gründlich aus! Sonst gelangen Entkalker-Reste während des Spülvorgangs in die Maschine und anschließend in Ihren Kaffee.
- Schütten Sie die ersten ein bis zwei Tassen Kaffee nach dem Entkalken weg – Ihr Geschmackssinn wird es Ihnen danken.
Bleiben Sie skeptisch, wenn Hersteller behaupten, dass aufgrund spezieller Filter kein Entkalken mehr nötig sei.
Jura beispielsweise sagt über seine neue Filterpatrone: „Claris macht Entkalken überflüssig“. Die Entkalkungsprogramme sind in den Maschinen dennoch programmiert. Wir empfehlen, diese auch zu nutzen.
Und schließlich: Entwickeln Sie Routine! Je öfter Sie das Entkalkungsprogramm durchführen, umso weniger lästig werden Sie es empfinden.

Solange noch Kalk durch unsere Wasserrohre fließt, wird auch das Entkalken zum Leben jedes Kaffeevollautomaten-Besitzers dazugehören. Aber Sie können den Entkalkungsvorgang ohne teure Original-Produkte und mit einer unaufwendigen Routine angehen – für aromatische Getränke ein Kaffeemaschinen-Leben lang.
Wir danken Sonntagmorgen.com für das in diesem Beitrag zur Verfügung gestellte Bildmaterial.